Grethen, Luc

Die Schöne und das Biest

für drei Klarinetten, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade, Warngau 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2017 , Seite 58

Vom französischen Märchen über Fernsehserie, Spielfilme, Zeichen­trickfilm, deutsches Musical bis hin zum kommenden Liebes-Fantasy-Musical-Film: Die Schöne und das Biest durchschritt viele Genres. Ob Froschkönig, Cenerentola/Aschenputtel oder dieses Märchen: Die Wandlung vom Hässlichen, Verachteten zum Geachteten und „Anmachenden“, ob in Prinzengestalt oder weib­licher Grazie, gehört zur Grundthematik vieler Erzählungen, Märchen und Romane.
In dieser Erwartungshaltung muss die gleichnamige Komposition für drei Klarinetten des Luxemburger Komponisten Luc Grethen gesehen und gehört werden. Die als leicht eingestuften beiden erweiterten Grundthemen „Die Schöne“ und „Das Biest“ sowie ihre vier Varianten „Das wundersame Schloss“, „Die rote Rose“, „Der Tanz mit dem Biest“ und „Der Kuss“ sind motivierender Stoff für junge KlarinettistInnen. Das Trio als kleinste echte Gruppe – ein Duo ist weitgehend anderen Regeln des Zusammenspiels unterworfen – macht das Werk prima geeignet zur Entwicklung von Interaktion und für die Reifung von musikbezogenen Übereinstimmungserlebnissen für Schülerinnen und Schüler ab der fortgeschrittenen Unterstufe.
Die Komposition ist eine Krea­tion aus dem klassischem Tonsatz einschließlich seiner Phrasen- und Satzbildung. Der Ambitus geht nicht über das klarinetteneigene g” hinaus, was innerhalb dieses Ausbildungsstandes einer guten Hörerziehung und somit der Intonation und Tonbildung zugute kommt.
Rhythmisch wird das Ensemble nicht überbeansprucht, obgleich durchaus individuelle Einsätze nach Pausen zwischen den Stimmen gefordert sind. Die Handlung der Geschichte lässt sich in den einzelnen Sätzen mit ein bisschen Fantasie herausbilden und in die Musikgestaltung einbringen, in unfiltrierter Weise auch durch das angezeigte ausgiebige Kussgeräusch aus der Gruppe. Die zweite und dritte Klarinette haben durchaus auch eigenständige melodische Aufgaben zu erfüllen, sind also nicht zum Begleitdasein verdammt. Von Sechzehntelläufen und schnellen Fingern werden die jungen MusikerInnen noch verschont.
Damit ist ein Werk geschaffen, bei dem sich alle musikalischen Parameter auf etwa gleicher Anspruchshöhe befinden und von dessen Sorte in der Unterrichts­literatur Mangel herrscht. Deshalb müssen diese reizenden Sätze zum Grundrepertoire des klarinettistischen Triospiels gehören.
Maximilian Schnurrer