Mohrs, Peter (Hg.)

Duets for Fun

Easy Pieces to Play Together for Violins

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 5/2016 , Seite 58

Es ist eigentlich immer dieselbe Frage: Wie motiviert man Kinder in den ersten Jahren des Geigenunterrichts? Wie schafft man es als Lehrkraft, dass AnfängerInnen trotz schiefer Noten, Kratzgeräuschen, frustrierender Dauerkorrektur der Geigen- und Bogenhaltung, trotz hämischer, verständnisloser, vielleicht auch neidischer Kommentare von Altersgenossen täglich mit Freude an der Geige bleiben?
Und auch die Antwort ist seit eh und je gleich geblieben: durch Beharrlichkeit, Stetigkeit, Aufmunterung, Systematik und nicht zuletzt durch das eigene Vorbild. Gerade in der Frühphase des ­Instrumentalunterrichts bei Kindern unter zehn Jahren kommt dem Vor- und Nachspielen eine ganz große Bedeutung zu. Am schönsten und effektivsten gestaltet sich die Angelegenheit, wenn sich die Lehrperson als Vorbild in gemeinsame Aktion einbinden lässt, also beim gemeinsamen Musizieren.
Ich erinnere mich noch gerne, wie viel Freude ich als Kind hatte, wenn mein Lehrer und ich ­etwas zusammen spielten. Wir spielten eine große Anzahl Duos von Barock bis Bartók und Hindemith. Es waren nach dem Pflichtprogramm von Übungen und Etüden die Höhepunkte der Geigenstunden. Und weil das so ist, haben Komponisten und Pädagogen zu allen Zeiten kleinere oder größere Stücke für zwei Geigen geschrieben. Sozusagen im Nebeneffekt werden die Kinder mit dem Kammermusik- und Ensemblespiel vertraut und lernen, auf andere Stimmen zu hören und zu reagieren.
An und für sich herrscht kein Mangel an guten Sammlungen von Duos. Wenn die Auswahl jedoch so attraktiv, geschmackvoll und vielfältig, so sorgfältig ediert, dazu in der geigerischen Systematik so überzeugend gestaltet ist wie die vorliegende Sammlung kleiner Duette für zwei Violinen von der Renaissance bis zur Frühromantik, dann ist die Veröffentlichung trotz reichhaltigen Konkurrenzangebots höchst willkommen.
Peter Mohrs, der Herausgeber, hat sich sinnvollerweise für eine Spielpartitur anstelle getrennter Einzelstimmen entschieden. Alle Stücke sind in der ersten Lage, dazu viele in den ersten drei Griffstellungen zu bewältigen. Natürlich sind die meisten Werke keine Neuentdeckungen, unter den Komponisten findet man viele „Klassiker“ des Violin-­Duetts wie Telemann, Pleyel, Mazas, Kalliwoda, Dancla, Bériot oder Gebauer, aber auch Musiker der Renaissance oder des Frühbarock wie Milán oder Peuerl. Boismoitier ist ebenso vertreten wie J. S. und C. P. E. Bach, Händel, Haydn und Mozart. Natürlich gibt es auch das eine oder andere mir bislang unbekannte Stückchen. Alle Duette sind ansprechende, reizvolle kleine Kunstwerke.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der gelungene Band als eine sehr gute Ergänzung zum Pensum der gängigen Violinschulen im Unterricht seine Verwendung findet. Empfehlenswert!
Herwig Zack