Ibrahim, Abdullah

African Song

für Altsaxophon und Klavier, bearb. von Vera Mohrs

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 5/2015 , Seite 59

Der südafrikanische Pianist und Komponist Abdullah Ibrahim wurde 1934 in Kapstadt geboren. Seine Karriere als Jazzmusiker be­gann er unter dem Namen Dollar Brand. Er wurde von Duke Ellington entdeckt und konnte 1963 mit seinem Trio eine erste Schall­platte Duke Ellington presents the Dollar Brand Trio einspielen.  In den USA arbeitete Abdullah Ibrahim unter anderem mit John Coltrane und Ornette Coleman zusammen. 1968 konvertierte er zum Islam und nahm seinen heutigen Namen an.
Viele seiner Kompositionen sind inspiriert von religiöser Musik und Tanzmusik der südafrikanischen Townships. Seine Komposition Mannenberg wurde zu einem wichtigen Stück der Anti-Apartheid-Bewegung. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Ibrahim 1994 bei der Amtseinführung Nelson Mandelas spielte. Seine zahlreichen auf Tonträgern veröffentlichten Einspielungen weisen auch durch ihre Titel immer wieder den Bezug zu Afrika auf.
Abdullah Ibrahim improvisiert nicht nur im Trioformat, sondern auch in anderen Besetzungen. 2011 entstand sein Klavierzyklus African Songs, dessen Transkription ebenfalls bei Schott erschienen ist. Aus diesem Zyklus stammt das vorliegende Arrangement von Vera Mohrs für Altsaxofon und Klavier: Der achte Song wurde von ihr bearbeitet. Die Komposition steht im Swing Feel und wird im schnelleren Tempo gespielt (Viertel = 144). Der Tonumfang der Saxofonstimme geht von c’ bis c”’.
Phrasierungs- und Artikulationszeichen sind sehr sorgfältig ausnotiert, sodass die Komposition für MusikerInnen, die mit dem Jazzduktus vertraut sind, keine Schwierigkeit darstellen sollte. Die Pianostimme verwendet Rhythmen und Harmonien, die für den Jazz typisch sind. Harmonisch geprägt wird die Komposition durch Dur-Akkorde. Dies verleiht den 79 Takten einen fast hymnenartigen Charakter, der durch die Eingängigkeit der Melodie noch verstärkt wird.
Die Klavierstimme ist sehr sorgsam ausgesetzt. Sie betont an wichtigen Stellen die Charakteristik der Melodie und spielt Betonungen wie vorgezogene Noten mit dem Saxofon rhythmisch unisono. An anderen Stellen füllt sie raffiniert die Lücken und setzt einen schönen Gegenpart zur Saxofonstimme, sodass sich die Stimmen regelrecht verzahnen. Alles in allem eine wunderschöne Komposition in einem tollen Arrangement, das vom ersten Ton an verzaubert und auf weitere Arrangements der African Songs von Abullah Ibrahim hoffen lässt.
Ulrich Falk