Gardner, Matthew/ Springfeld, Sara

Musikwissenschaftliches Arbeiten

Eine Einführung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 52

Das vorliegende Buch schließt an die Studie “Einführung in das Musikwissenschaftliche Arbeiten” an, die vor 25 Jahren von Nicole Schwindt vorlegt wurde, die nun ein Vierteljahrhundert später ein kollegiales Vorwort beisteuert. Darin hebt sie hervor, “wie wertvoll solides Rüstzeug im Umgang mit Kunst und Wissenschaft” grundsätzlich sei. Matthew Gardner und Sara Spring­feld, die Nachfolge-Autoren, betonen nun, die Musikwissenschaft habe sich gerade in den vergangenen Jahren unter Einwirkung der medialen Revolution in ungeahnter Weise verändert; zu einer um den musikalischen Text wesentlich kreisenden Wissenschaft seien vielfäl­tige weitere Zugangsweisen getreten, ohne die eine zeitgemäße Musikwissenschaft nicht mehr denkbar sei.
Die Einleitung verdeutlicht den heutigen Aufbau des Fachs. Neben der mehr als hundert Jahre alten Historischen Musikwissenschaft steht die Systematische Musikwissenschaft, dann die Ethnomusikologie und schließlich die Musikwissenschaft interdisziplinär, ein Gefüge, innerhalb dessen der historische Zweig traditionell einen Schwerpunkt bildet. Bemerkenswert ist, dass bereits in diesem einleitenden Stadium des Buchs ein kleines Kapitel das Verhältnis von “Musikwissenschaft und Berufspraxis” thematisiert, auf diese Weise nach der beruflichen Verwendbarkeit von MusikwissenschaftlerInnen fragt und der Studie eine praxisorientierte Note beigibt.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den “Arbeitsmaterialien” der Musikwissenschaft. Zunächst beleuchtet es führende Nachschlagewerke wie die Enzyklopädien MGG oder New Grove. Daneben werden grundlegende Handbücher angrenzender Geisteswissenschaften genannt, die die Studierenden daran erinnern, wie zahlreich die “interdisziplinären Schnittstellen der Musikwissenschaft” sind. Eine vermittelnde Position nehmen Gardner und Springfeld bei der fachlichen Beurteilung der Internetquelle „Wikipedia“ ein.
Das dritte Hauptkapitel gilt dann der “Recherche und (dem) Beschaffen von Arbeitsmaterialien” und umreißt die einschlägigen Aufgaben, die in diesem Zusammenhang nationale und internationale Bibliotheken, Archive und Museen wahrnehmen. Eine zentrale Rolle spielen dabei auch moderne Datenbanken bzw. vernetzte Einrichtungen. Das beschließende vierte Feld “Wissenschaftliche Arbeitstechniken” setzt sich aus zahlreichen Unterkapiteln zusammen, zu denen Gardner und Springfeld viel Nützliches beizutragen wissen. So nehmen sie beispielsweise unkompliziert Stellung zur Planung und Vorbereitung von Vorträgen und empfehlen, bei ausformulierten mündlichen Beiträgen von der Faustregel auszugehen, eine Minute Vortragszeit verlange vom Referenten einen  Text von ca. 900 Zeichen (inklusive Leerzeichen): alles in allem eine hilf- und perspektivenreiche Einführung in das musikwissenschaftliche Arbeiten.
Albrecht Goebel