Hirche, Andreas

Ein Klavier geht auf Reisen

Weltmusik – Rhythmus – Improvisation, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 54

Der Pianist Andreas Hirche präsentiert in seiner Weltmusikschule mit zahlreichen Arrangements und stilistisch angelehnten Eigenkompositionen Volksmusik aus verschiedensten Regionen der Erde und dazu jede Menge Ideen zur Improvisation mit diesem Material. Unter den zahlreichen Volksliedern befinden sich auch bekannte Titel wie Volver aus Argentinien oder der afro-karibische Banana Boat Song (populär in der Version von Harry Belafonte). Die meisten Titel sind rhythmusbetont und stammen aus Amerika, vom Balkan oder aus Spanien. Ganz andere Perspektiven eröffnen sich wiederum mit dem Ausflug in die eher ruhigere und klangbetonte japanische Musikwelt.
Hirche komponiert und arrangiert seine Stücke auf Grundlage stiltypischer folkloristischer Elemente, lässt in seine Bearbeitungen aber auch Elemente aus Klassik, Pop und Jazz einfließen. Der Band gliedert sich in sechs Kapitel, wobei sich jedes einer bestimmten geografischen Re­gion widmet. Einleitend werden jeweils Besonderheiten des landestypischen Stils, Geschichte und Einflüsse auf die regionale Folklore beschrieben.
Davon ausgehend, dass Volksmusik immer in Bewegung ist und aus der Improvisation heraus entsteht, gibt Hirche vielfältige Anregung zur Erweiterung und Ausschmückung der Stücke. Seine jahrelange Praxis als Pädagoge und Musiker zeigt sich dabei in vielen ansprechenden Ideen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades. Die meisten seiner Improvisationsvorlagen basieren auf Ostinati. Diese Möglichkeit der Improvisation ist besonders für weniger erfahrene SpielerInnen ein guter Einstieg und bietet die Chance, sich mehr auf das melodische Geschehen zu konzentrieren. Unterstützend können dabei die als Playalongs aufgenommenen Ostinati zum Einsatz kommen, die auf CD beiliegen. Zudem hat der Autor alle Titel selbst eingespielt.
Die Weltmusikschule richtet sich an SpielerInnen, die zumindest Basiskenntnisse in Harmonielehre besitzen und bereits mindestens drei Jahre Klavier spielen. Der Schwierigkeitsgrad der Stücke reicht von Stufe 2 bis 5. Angesprochen sind vom Schüler und Hobbyklavierspieler bis zur Musikstudentin alle, die sich für die bunten Farben und Rhythmen anderer Kulturen interessieren. Für PädagogInnen ist das Heft ein bereicherndes Ergänzungsmaterial, mit dem man ganz nebenbei das Spielen nach Gehör und die Entwicklung des Ausdruckswillens bei Schülern unterstützen kann.
Die Stücke verdeutlichen in gebündelter Form typische Elemente beliebter Folklorestile, als Vortragsstücke eigenen sie sich weniger, da die Arrangements oftmals etwas steif und theoretisch klingen, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass die Originalmusik natürlich nicht auf dem Klavier, sondern auf Volksmusikinstrumenten gespielt wird. Die Sammlung kann daher am besten als Nachschlagewerk und als Anregung für eigenes Experimentieren und Improvisieren genutzt werden.
Anja Kleinmichel