Boccherini, Luigi

Quintett D-Dur G. 448

für Gitarrentrio, bearb. von Frank Ahrens und Oliver Eidam, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr, Köln 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 56

Die vielleicht bekannteste spanische Gitarrenmusik des 18. Jahrhunderts stammt von einem Italiener, der eigentlich gar nicht für Gitarre, sondern ganz überwiegend für das Violoncello komponiert hat. Dieser Luigi Boccherini war, zu seiner Zeit nicht ungewöhnlich, europaweit unterwegs. Es zog ihn früh aus seiner italienischen Heimat nach Frankreich, dann übersiedelte er nach Spanien, nannte sich fortan Luis, war lange Jahre im Dienste des spanischen Infanten und schrieb nebenher jährlich für den preußischen Kronprinzen per Briefkontakt, ohne je in Berlin gewesen zu sein, eine Reihe von Kammermusikwerken.
Großen Ruhm erlangte er als “Erfinder” des Streichquintetts mit einem zweiten Violoncello. Dies hatte sicher nicht ausschließlich musikalische Gründe, sondern war auch der Praxis geschuldet, konnte er doch so cellospielend als fünfter Mann zu bestehenden Streichquartetten hinzutreten. Diese Quintettbesetzung hat sich zwar nicht ganz durchgesetzt, doch nahmen sich einige Komponisten bis hin zu Franz Schubert hierin Boccherini zum Vorbild.
Heute ist er uns, abgesehen von seinem berühmten und überall zu hörenden Menuett, wohl vor allem als Komponist vieler Gitarrenquintette geläufig, jener Streichquintette, die er gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf Wunsch eines die Gitarre liebenden Adligen für Gitarre und Streichquartett eingerichtet hat. Das berühmteste davon wiede­rum, das D-Dur-Quintett mit dem Fandango als Finale, haben nun Frank Ahrens und Oliver Eidam für Gitarrentrio eingerichtet und in der Edition Dohr vorgelegt.
Das Arrangement ist, um es gleich vorneweg zu sagen, ausgezeichnet gelungen und klingt richtig gut – als wäre das Werk für Gitarrentrio komponiert. Der intime, kammermusikalische Charakter tritt in der vorliegenden Triofassung deutlich hervor. Der “dolcissimo”-Beginn der Eingangspastorale berührt sehr. Das als Introduktion zum Fandango angelegte Grave kommt sehr geheimnisvoll, geradezu mysteriös daher. Im abschließenden feurigen Fandango mit seinem spanischen Kolorit, den Rasguados und Klopfrhythmen (die die Kastagnetten imitieren) fehlt es wirklich an nichts. Allerdings bedarf diese Bearbeitung, um die virtuosen Passagen sowie die starken dynamischen Kontraste wirkungsvoll zu realisieren, eines sehr guten, aufeinander eingespielten Trios.
Die Stimmen rücken in diesem Arrangement für drei gleiche ­Instrumente mit beschränktem Tonraum natürlich im Vergleich zur Originalfassung im Tonumfang enger zueinander. Eidam und Ahrens haben die Möglichkeiten der Gitarre dabei weitestmöglich ausgeschöpft. Die zweite Gitarre spielt mit nach unten alterierter sechster Saite.
Partitur und Einzelstimmen sind ausgezeichnet lesbar und fehlerfrei. Auch die Wendestellen der Stimmen liegen durchgehend günstig. So lässt sich die Triobearbeitung dieses wunderschönen Werks rundum empfehlen.
Uwe Sandvoß