Little ABC for Violin

Wer Im Zoo und Im Zirkus kennt, weiß, dass sich die Unterrichtsmaterialien von Antoni Cofalik nicht nur bei LehrerInnen, sondern auch bei SchülerInnen größter Beliebtheit erfreuen. Das wundert nicht, denn die Stücke bergen einen hohen Ausdrucksgehalt und bieten Anreiz sowie Spielraum zur Gestaltung. Sie sind einfach, ohne musikalisch banal daher zu kommen. Spieltechnik erscheint nie in Form von extrahiertem Notenwahn, sondern stets musikalisch motiviert. So ist es auch mit dem Little ABC for Violin.
Das Heft ist für 4- bis 5-jährige SchülerInnen konzipiert, die mit dem Geigenspiel beginnen. Es enthält 36 Stücke, die sich thematisch an der Lebenswelt von kleinen Kindern orientieren. Der Klaviersatz reichert die anfänglich im wahrsten Sinne des Wortes eintönige Geigenstimme harmonisch-melodisch an und ist sogar für Nicht-Pianisten vom Blatt spielbar. Programmatische Überschriften und ansprechende Bilder regen die Fantasie und Vorstellungskraft der Kinder an. Die zuweilen lautmalerischen Kompositionen tragen das Ihrige dazu bei: In Rain is falling fällt der Regen als absteigende Chromatik im Bass, in Frog hüpft ein Frosch im Klavier als Melodiestimme über leittönige Vorschläge in die Oktave nach oben.
Entsprechend dem Alter der Zielgruppe sind die Noten sehr groß gedruckt und die Stücke äußerst kurz gehalten. Anfänglich beschränken sie sich auf eine Länge von vier Takten, bis sie nach und nach an Umfang gewinnen. Das spieltechnische Voranschreiten erfolgt recht traditionell: Die ersten Lieder beginnen auf nur einer Seite mit “Stoppstrichen”, das heißt Viertelnoten und Viertelpausen im Wechsel. Nach dem Kennenlernen der vier Saiten folgen erste, einfache Saitenwechsel, zunächst mit Pausen vor dem Übergang zur benachbarten Saite. Anschließend kommen die Finger der linken Hand sukzessive hinzu, beginnend mit dem ersten, endend mit dem dritten Finger. Darüber hinaus tauchen in einem Lied Linke-Hand-Pizzicati auf, in einem andern kommen Oktavflageoletts vor.
Artikulationsweisen finden sich im Notentext der Violine nicht (was angesichts der Schwierigkeit, die das Notenlesen Vorschulkindern bereitet, angemessen scheint!), können aber durch die charaktervollen Stücke bestens im Unterricht einbezogen werden.
Intention des Hefts ist es sicher nicht, eine neue Geigenschule bzw. ein umfassendes Werk für den frühen Anfang auf der Geige zu schaffen. Vielmehr geht es darum, eine gehaltvolle Stückesammlung zu präsentieren, die methodisch sinnvoll angelegt sowie praktikabel im Unterricht ist und lustvolles Musizierens ermöglicht. Dies ist bestens gelungen. In diesem Sinn stellt Little ABC for Violin eine große Bereicherung für den frühinstrumentalen Geigenunterricht dar. LehrerInnen, die eine Alternative oder Ergänzung zu Saßmannshaus’ Früher Anfang auf der Geige und Colledges Stepping Stones suchen, werden hier fündig.
Katharina Bradler