Schott Blockflöten-Bibliothek

Die schönsten Sonaten und Suiten für 2 Altblockflöten,hg. von Elisabeth Kretschmann

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 59

Wer die schönsten Stücke für zwei Altblockflöten aus der Serie “Originalmusik für Blockflöte” sucht, kann sie hier finden: in der Schott Blockflöten-Bibliothek. Sonaten und Suiten von Georg Philipp Telemann bzw. von Komponisten aus Frankreich und England sind hier vertreten. So sind die Duette charakterlich unterschiedlich und im französischen, italienischen und vermischten Stil komponiert.
Elisabeth Kretschmann hat eine Auswahl von Juwelen aus dem barocken Repertoire für zwei Altblockflöten getroffen; geeignet für den Liebhaber der Blockflöte, der nicht die Gesamtausgabe sucht, sondern die schönsten der jeweils sechs oder zwölf ­Duette jedes Komponisten. Dabei handelt es sich nicht um neue Transkriptionen, sondern um Fassungen von verdienten Herausgebern der älteren Generation wie Nikolaus Delius, Hugo Ruf und seinem Sohn Reinhard, Edgar Hunt und Greta Richert.
Schon das Design des Einbands ist an die Zielgruppe der Liebhaber gerichtet, gehalten in edlem barocken Girlandenmuster. Der Notensatz ist übersichtlich groß und angenehm zu lesen. Die Gestaltung ist umsichtig und liebevoll; sogar an die blanken Seiten, die das Umblättern erleichtern, ist gedacht.
Was den Inhalt betrifft, darf in einer solchen Sammlung natürlich nicht die Sonate a-Moll von Jean B. Loiellet de Gant fehlen. Von Georg Ph. Telemann findet man die eingängisten Sonaten aus den drei bekannten Ausgaben der je sechs Duette für Altblockflöte bzw. Traversflöte und den sechs kanonischen Sonaten (TWV 40:102 ff.). Bei den Kompositionen von Paisible, Finger, Daniel Purcell, Croft und Valentine fallen die typisch englische Melodieführung und Harmoniefolgen auf, die oft eine Symbiose  mit dem kantablen, virtuosen italienischen Stil eingehen.
Typische französische Tänze, die den Zyklus einer Suite ausmachen, zeigen die Duette von Delavigne, Boismortier und Naudot. Sie werden von ungewöhnlicheren Tänzen wie Fanfare, Sauteuse, Polonoise und Pastourelle ergänzt. Besonders reizvoll sind hier die französischen Verzierungen, allen voran verschiedene Arten von Trillern und Vorhalten.
Der Schwierigkeitsgrad der Sonaten ist mittleren Niveaus, was sich auch in der Auswahl der von Amateuren gut spielbaren Tonarten zeigt. Das Vorwort ist zwar in drei Sprachen veröffentlicht, dafür allerdings sehr knapp gehalten. Ich bin mir sicher, dass sich auch LiebhaberInnen über etwas weitschweifigere Hintergrundinformationen zum Beispiel zu den Komponisten, ihrer Ästhetik und ihrem sozialen und musikgeschichtlichen Umfeld freuen würde.
Elisabeth Kretschmann ist eine im Allgemeinen überzeugende Neuauflage der gefälligsten Altblockflötenduette gelungen.
Lucia Mense