Campange, Conny

Zehn ungarische Tänze

für Blockflöte (Sopran/Sopranino/Tenor) und Gitarre

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pan, Basel/Kassel 2014,
erschienen in: üben & musizieren 6/2014 , Seite 60

Zwar ist die Komponistin Conny Campagne (geb. 1922) Niederländerin, doch beschäftigte sie sich ihr ganzes Musikerleben lang intensiv mit den Werken Zoltán Kodálys und Béla Bartóks und entdeckte dabei ihre Begeisterung für die Folklore des osteuropäischen Raums im Allgemeinen und für ungarische Volksmusik im Besonderen. Aus dieser Begeisterung heraus entstanden auch die Zehn ungarischen Tänze des vorliegenden Bandes.
Die Stücke sind eigentlich für verschiedene Blockflöten (Sop­ran, Sopranino und Tenor) geschrieben, doch betont die Komponistin im Vorwort, dass sie durchaus auch auf anderen Inst­rumenten (etwa solchen der Streicherfamilie) ausführbar seien, obgleich der Klang der Blockflöte ihrer Vorstellung einer Aufführung am nächsten kommt. Der Ambitus der Melodiestimme jedenfalls, der zwischen d’ und c”’ liegt, macht die Stücke tatsächlich auf zahlreichen Instrumenten spielbar.
Auch die Gitarrenstimme ist keinesfalls nur als Begleitung zu sehen, sondern trägt durchaus auch immer wieder zum melodischen Geschehen bei.
Hinsichtlich der technischen Anforderungen sind die einzelnen Tänze, die in den Noten selbst übrigens als Volkslieder bezeichnet werden, unterschiedlich gelagert, jedoch für AnfängerInnen auf der Blockflöte durchgängig nicht geeignet: Häufige synkopische Verschiebungen, ungewöhnliche Taktarten, unerwartete und häufige Taktwechsel und andere rhythmische Überraschungen, dazu in den meisten Stücken reichlich vorhandene Vorzeichen und die vielen Dissonanzen zwischen Melodiestimme und Gitarre stellen durchaus schon höhere Ansprüche an den Flötisten, sodass man diesen Band – je nach Alter des Schülers – erst ab etwa dem dritten Unterrichtsjahr empfehlen kann. Da die Komponistin durchaus dazu einlädt, sich Freiheiten in der Melodieführung zu erlauben – aber bitte geschmackvoll und stilsicher! –, eignet sich der Band auch sehr gut für fortgeschrittene BlockflötistInnen, bei denen dann weniger der technische als der musikalische Aspekt im Mittelpunkt des Übens stehen dürfte.
Überschriften haben die einzelnen Tänze im Band übrigens nicht, sind dafür aber mit Tempobezeichnungen versehen, wobei rubato die vorherrschende ist. So bleibt es im Endeffekt doch den InterpretInnen überlassen, wie sie den Charakter der Stücke verstehen möchten. Die Harmonie hilft hier übrigens nicht immer weiter: Zwar sind einzelne Passagen dieser Musik durchaus tonal festgelegt und harmonisch anzuhören, doch trifft man auch immer wieder auf atonale Abschnitte und es gibt keine festen tonartlichen Bindungen. Vieles erinnert beispielsweise an Bartóks Mikrokosmos oder seine Volkslied­sätze: schroffe Dissonanzen, sprunghafte Melodien, unregelmäßige Rhythmen.
Der Druck des Heftes ist groß und – bis auf eine Stelle für die Gitarre – sehr blätterfreundlich angelegt.
Andrea Braun