Thieme, Ulrich

„Kann man Hören lernen?“

Thementag an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2014 , Seite 38

Für die etwa 100 Zuhörenden war es keine Überraschung, dass die Fragestellung des von der Fachgruppe Didaktik und Methodik, EMP und Rhythmik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover organisierten ersten Thementags von allen ReferentInnen bejaht wurde. Weder Sprache noch Musik hätten sich ohne Gehör entwickeln können, und die Überzeugung von der Lern- und Lehrbarkeit des Hörens ist nichts weniger als die Existenzgrundlage jeglicher Musikvermittlung.
Andrea Welte (Hannover), Sprecherin des Stu­diengangs Künstlerisch-pädagogische Ausbildung und eine der InitiatorInnen, eröffnete das Symposium mit einem knappen, aber thesenreichen Referat, in dem sie zugleich Rahmen und Gedankenlinien zeichnete, auf die sich alle weiteren ReferentInnen beziehen konnten. Hören, so Welte, sei zugleich Voraussetzung und zentrales Lernfeld jeglichen Gesangs- und Instrumentalunterrichts. Es sei stets von vegetativen, kognitiven und emotionalen Faktoren bestimmt („Was höre ich? Was höre ich?“) und dabei Ausgangspunkt einer günstigen musikalischen Entwicklung, die über das Spielen zu einer umfassenden Selbsterfahrung führen könne.
Jegliches Musizieren basiere auf sensomotorischen Prozessen und könne nur funktionieren bzw. gelingen durch eine Verknüpfung aller Sinne, durch Verbindung von akustischer, kinästhetischer, taktiler und haptischer Wahrnehmung. Unterricht solle die Wechselwirkung der Sinne berücksichtigen und auskosten („Hörend spielen, spielend hören, ­hörend lesen, lesend hören“ usw.). Der alte inst­rumentalpädagogische Grundsatz des Lernens über das Ohr sollte darum nun ergänzt werden und heißen: Lernen über das Ohr und die Bewegung.

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