Ostermeier, Bettina / Günter Voit

Klezmer

für Klarinette und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2014 , Seite 56

Günter Voit, Dozent an der Nürnberger Musikhochschule, und die Multi-Künstlerin Bettina Ostermeier sind die AutorInnen eines acht Stücke umfassenden Klezmer-Hefts für Klarinette und Klavier. Letztere besorgte die Kernarbeit des Arrangierens dieser mit übermäßigen Sekunden bestückten Melodien.
Man könnte den Klarinetten-Klezmer-Klang als größtmögliches Nahesein an der mensch­lichen Stimme empfinden, wie auch im Vorwort als Feidman-Aussage festgestellt wird. Dies unterscheidet den Klezmer-Stil fundamental vom „klassischen“ Klarinettenton, der weder Nachahmendes noch freudigen oder weinenden menschlichen Ausdruck, schon gar nicht emotionsbehaftetes Stimmkratzen oder -krächzen (Growling) und viele andere Klang-Varianten will, obwohl in zeitgenössischer Literatur manches davon vorausgesetzt wird.
Die Auswahl der acht Stücke ist wegen ihrer Kontraste in Tempo, Ausdruck, Tonskalen und Ton­arten prima gelungen. Klezmer-Tongebung gut zu beherrschen, bedeutet viel Praxis und Können zwischen Oberzähnen und Unterlippe, im Mundraum samt Zunge, mit den Fingern sowie vielseitige Beherrschung des Atemapparats. In diesem Sinne können diese Stücke für die Klarinette als anspruchsvoll eingeordnet werden. Wenn man jedoch die gedruckte Notation als Ausgangspunkt für weitere klarinettistische Vervollkommnung einstuft, so bekämen die Stücke den Schwierigkeitsgrad einer knappen Drei. Dasselbe gilt für den Klavierpart. Diese fast gleiche Schwierigkeit der Stimmen hat Vorteile für in Ausbildung befindliche junge MusikschülerInnen, die sich zum gemeinsamen Studium dieser Stücke gut zusammenfinden können. Und die Klavierpädagogin braucht keinen Meisterschüler dafür zu motivieren.
Gerade wegen dieser mittleren technischen Anforderungen und aufgrund der Tatsache, dass auch viele ausgebildete KlarinettenpädagogInnen häufig durch ein Ausbildungsdefizit die Anforderungen an den Klezmer-Stil nicht erfüllen, könnte es geraten sein, dieses Heft mit einer Anleitung zum Erlernen der wichtigsten Stilmittel für diese Stücke zu versehen. Denkbar wäre auch ein vorgeschaltetes Heft als Einführung in die Klezmer-Technik bzw. den Klezmer-Stil mit ausführlichen Empfehlungen zu Mundstück und Blatt, das Ganze garniert mit einer Beispiel-CD. Dies soll nur als Anregung gemeint sein, es könnte auch noch nachträglich erstellt werden.
Für KlarinettenlehrerInnen, die im Klezmer-Klang zu Hause sind, bietet dieses Heft prima Mate­rial, eine Bereicherung für SchülerInnen mit Zuwachspotenzial ab dem mittleren Schwierigkeitsgrad.
Maximilian Schnurrer