Ötsch, Barbara / Martina Schneider

Rot – Gelb – Grün

Stücke und Spiele für den ersten Gruppenunterricht am Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2013
erschienen in: üben & musizieren 2/2014 , Seite 57

Gruppenunterricht am Klavier gehört an Musikschulen mittlerweile zur Normalität. Da das Klavier traditionell vorwiegend ein Soloinstrument ist, fällt es den meisten PädagogInnen jedoch schwer, mit mehreren Kindern an oftmals nur einem verfügbaren Instrument zu arbeiten. Hier wird anfangs eher Handwerkszeug aus der elementaren Musikpädagogik als pianistisches Spezialwissen benötigt. Die praxisorientierte Spielliteratur zum Thema ist bisher noch recht übersichtlich und schon dadurch stellt das neue Spielbuch Rot – Gelb – Grün in jedem Fall eine willkommene, anregende Ergänzung dar.
Alle Stücke bieten klare Möglichkeiten, bis zu drei Kinder sinnvoll zusammen agieren zu lassen, ohne dass für einzelne Kinder Leerlauf im Unterricht entstehen muss. Musikalisches Reagieren, Zuhören, Imitieren, gemeinsames Entdecken und Spielen werden geschult. Rot – Gelb – Grün: Jedem Kind wird eine Farbe zugeordnet, Rollen und Aufgaben können vertauscht werden. Es finden sich auch zahlreiche Abwandlungen bekannter Spiele aus anderen Klavierschulen für mehrere Kinder am Klavier, und die hier vorgestellten Versionen grafischer und experimenteller Notation sowie von Echo-, Wetter- und Rhythmussprachspielen auf schwarzen Tasten gehen auf Bewährtes zurück.
Ansprechend ist die Notation einiger Stücke in übersichtlichen, für Kinder lesbaren und verständlichen Partituren. Im Vordergrund steht die Beschäftigung mit dem Rhythmus, klanglich sind die Stücke aufgrund des geringen Tonvorrats etwas fade. In der Praxis werden sie bei Kindern, die Wert darauf legen, dass etwas gut und interessant klingt, nicht zu Favoriten werden.
Die Autorinnen haben ihren Fokus insgesamt eher auf das pädagogisch Praktikable gerichtet und dabei weniger auf die Verführung durch Klang und Anschauung gesetzt. Lehrwerke für AnfängerInnen versuchen heute im Allgemeinen, über Zeichnungen mit ansprechenden Figuren und Geschichten den Zugang zum Instrument zu erleichtern und die Spielmotivation zu erhöhen. Für den Erfolg ist dabei nicht zuletzt die Qualität der ­Illustration und der Gestaltung von entscheidender Bedeutung.
In dieser Hinsicht weist der vorliegende Band seine größten Defizite auf: Die Gestaltung wirkt laienhaft und lieblos. Unverständlich, wenn man sich vor Augen führt, um wie viel ansprechender die Illustratorin Martina Schneider mit ihren Zeichnungen schon andere Klavierbücher bereichert hat, man denke an Hello, Mr. Gillock! Carl Czerny!  oder Das Tastenkrokodil. Somit wird die vorliegende Schule wohl vor allem eine willkommene Ergänzung für PädagogInnen sein, die gut für den Gruppenunterricht aufgearbeitetes Material dringend nötig haben und über ästhetische Fragen zur Not hinwegsehen können.
Anja Kleinmichel