Thiel, Susanne

Alles fließt

Konstant im Musikschulalltag ist nur die Veränderung

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 18

Der Musikschulalltag mit all seinen Höhen und Tiefen ist ständigen Veränderungen ausgesetzt. Dennoch ist das Unterrichten für mich eine bereichernde Tätigkeit.

Im Rahmen meiner Tätigkeit an Musikschulen unterrichtete ich zunächst Musikalische Früherziehung und Violine. Inzwischen bin ich in der Orchesterarbeit aktiv und unterrichte Musikgarten und Violine. Mein Stu­dium der Diplom-Musikpädagogik war hierfür durch seine breite Ausrichtung eine gute Grundlage. An meinen bisherigen Unterrichtsorten habe ich zum überwiegenden Teil ein sehr angenehmes kollegiales Betriebs­klima vorgefunden, in dem das Mitgestalten ausgesprochen erwünscht war. Mir selbst war und ist dies wichtig: lösungsorientiert miteinander im Austausch zu stehen und neue pädagogische Wege und Konzepte auszuprobieren, wenn sich die alten erschöpft haben. Neben dieser Gemeinschaft im Musikschulalltag ist jeder ein Stück weit auch Einzelkämpfer. Dies kann bereichernd sein, stellt jedoch auch Anforderungen. Je nach Musikschule, Unterrichtsfach, Kollegium und Beschäftigungsgrad variiert das Verhältnis von Einzelkämpfertum und Gemeinschaft sehr deutlich.

Kürzere Unterrichtseinheiten

Veränderungen im Unterrichtsablauf haben sich aus den Verkürzungen der Unterrichtszeiten ergeben. War zu meiner eigenen ­Mu­sikschulzeit als Schülerin der Einzelunterricht mit 45 Minuten Unterrichtslänge die Regel, so ist die Verkürzung auf 30 Minuten an vielen Musikschulen inzwischen üblich. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass dies bei AnfängerInnen und konzentrationsschwächeren SchülerInnen durchaus ein geeigneter Zeitrahmen sein kann. Insgesamt führt die Verkürzung jedoch zu einer höheren Zahl zu betreuender Schülerinnen und Schüler mit weniger Entwicklungsspielraum in dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen.
Auch die notwendige Zeit der Ruhe zum konzent­rierten Aufnehmen und Verarbeiten während des Unterrichts fällt zwangsläufig geringer aus. Begabte SchülerInnen haben jedoch die Möglichkeit, sich eine Förderstunde von 45 Minuten Länge zu erspielen.

Weniger Zeit am Nachmittag

Auch die flächige Einführung der Ganztagsschule brachte Veränderungen mit sich. Die Ausweitung der Schulzeit in den Nachmittag hinein reduziert die für den Instrumental­unterricht an der Musikschule zur Verfügung stehende Unterrichtszeit. Dies wirkt sich insbesondere auf die Unterrichtsplanung für die jüngeren Schülerinnen und Schüler aus, die nun einerseits oft nicht vor 16 Uhr zum Unterricht kommen können, andererseits Rücksicht auf ein nicht zu spätes Unterrichtsende genommen werden sollte.
Einem Trend der Zeit ist sicher auch der Umstand zuzuschreiben, dass viele Kinder heute neben ihren schulischen Verpflichtungen einer Vielzahl unterschiedlicher Hobbys nachgehen. Gleichzeitig ist teilweise eine Verschiebung im Anspruch wahrzunehmen, dass das Hobby des Kindes vor allen Dingen „Spaß“ machen, dieser Spaß jedoch aus dem Moment und nicht aus der Erarbeitung und schlussendlich dem Können heraus resultieren soll. Dabei ist es doch gerade diese Grenzverschiebung des Könnens, die den Spaß am Instrumentalspiel zu einem lang.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2013.