Gerlitz, Carsten

Pop for Two

15 Pop Pieces für Klavier vierhändig

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2012
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 62

Für das vierhändige Spiel im Klavierunterricht sind für den Pop-Bereich viele Notenausgaben veröffentlicht worden, zumeist Bearbeitungen von Songs oder Filmmusik. Carsten Gerlitz legt mit Pop for Two 15 leichte bis sehr leichte Originalstücke vor, die dem Klavieranfänger klanglich Abwechslung zum Repertoire traditioneller Klavierschulen bieten können.
Der Primo-Part ist fast ohne Ausnahme linear gehalten, entweder zweistimmig, die linke Hand dabei mit Begleitfunktion, oder einstimmig, verteilt auf beide Hände. Die Art des Satzes ist mit der von Willy Schneider vergleichbar. Allein wirkt der Primo-Part noch nicht, dafür müsste zu den online zu beziehenden Playback-Tracks gespielt werden (auch Komplettversionen aller Stücke werden angeboten). Dass diese Lösung explizit vorgesehen ist, belegt die Notation mit Violin- und Bassschlüssel in meist eingestrichener bzw. kleiner Oktavlage.
Das Lesen des Bassschlüssels für die linke Hand ist erleichternd, erschwert jedoch den Wechsel auf andere vierhändige Werke, bei denen diese üblicherweise im Violinschlüssel notiert ist. Um gemeinsam als Klavierduo zu spielen, und dies ist das letztlich erklärte Ziel, muss der Primo-Part oktaviert werden. Die Secondo-Stimme ist relativ einfach gehalten, sie stellt kein Lehrer-Material dar, sondern kann von einem etwas fortgeschritteneren Schüler bewältigt werden. Hier ist auch Akkordspiel gefragt. Beigefügte Akkordsymbole ermöglichen das Verständnis der Harmoniebildungen und -folgen.
Der Fünftonraum bildet einen Rahmen, der auch verlassen wird durch Streckung der Hand bzw. Versetzen, vom Autor vermerkte Fingersätze helfen hierbei. Die Tonartenwahl bevorzugt weiße Tasten, C-Dur überwiegt, über drei Vorzeichen wird nicht hinausgegangen. Die Stücke sind stets in ABA-Form gehalten, meist als erweiterte 16-Takter, die A-Teile häufig periodisch gebaut. Die B-Teile kontrastieren melodisch und harmonisch, oft durch Ausweichen in die Parallele, zuweilen auch unter Beibehaltung des Ausgangsmotivs mit nun veränderter Harmonik.
Die Formgebung entspricht damit eher derjenigen von Liedern und Instrumentalstücken des ausgehenden 18. Jahrhunderts, nicht der in der Pop-Musik üblichen mit Strophe, Refrain und womöglich einer Bridge.
Einige melodische und harmonische Bausteine (z. B. der Parallelismus) kehren wieder, seltener lassen ungewöhnliche harmonische Wechsel aufhorchen. Dies ist auch nicht nötig, da in Gängiges und Vertrautes eingeführt werden soll. So ist auch die Melodik charakteristisch, oft an Vorbildern orientiert, zum Teil gut zu merken. Balladen- und bluesartige Tonfälle werden bevorzugt.
Pop for Two kann den traditionellen Klavierunterricht ergänzen, sowohl stilistisch als auch im Zusammenspiel, der Band erfüllt damit die selbst gesteckten Funktionen.
Christian Kuntze-Krakau