Eder, Claudia (Hg.)

Die Arie im Unterricht

27 Arien aus 4 Jahrhunderten für Sopran

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2012
erschienen in: üben & musizieren 1/2013 , Seite 63

27 Arien auf 96 Seiten im hand­lichen Din-A5-Format, übersichtliches, klares Notenbild, Takt­angaben, passt in jede Tasche, liegt gut in der Hand – soweit der erste Eindruck dieser Ariensammlung für den Unterricht.
Im Vorwort erläutert die Herausgeberin Claudia Eder den Sinn gerade dieser Zusammenstellung von Arien und Szenen, welche einen Bogen spannen vom Beginn der Oper um 1600 bis in das 20. Jahrhundert hinein: Angehenden Sopranistinnen soll diese Auswahl nach etwa zwei bis drei Jahren Unterricht zur Vorbereitung von Aufnahmeprüfungen im Fach Gesang dienen und einen epochalen und stilis­tischen Überblick der Sopran­literatur aus vier Jahrhunderten bieten.
Claudia Eder studierte selbst Gesang in München, Frankfurt am Main und Mailand. Nach internationaler Laufbahn als Konzertsängerin ist sie seit 1999 Prorektorin an der Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Eder wurde 2006 als erste Künstlerin überhaupt mit dem Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur ausgezeichnet, drei Jahre später folgte im Exzellenzwettbewerb des Landes Rheinland-Pfalz der Preis für herausragende Leistungen in Studium, Lehre und künstlerischer Entwicklungs­arbeit.
Hieraus versteht sich nahezu von selbst, dass sie in besagtem Vorwort auch kurz und prägnant auf die absolute Notwendigkeit eines sängerischen „Grundvokabulars“ verweist, das diese Arien stellvertretend für die gesamte Vokalliteratur bereitstellen sollen. Dabei geht es „beispielsweise um eine korrekte Atmung, die Lockerheit der Kiefer-, Zungen-, und Nackenmuskulatur, die für eine perfekte Artikulation stehen, ein gleichmäßiges Vibrato oder … die Kunst des An- und Abschwellens der Töne (messa di voce)“ und einiges Mehr, das hier trainiert werden kann. Die Stücke stehen in ihrer jeweiligen Originalsprache, wodurch verschiedene Sprachmelodien und deren spezifische Eigenheiten he­rausgearbeitet werden sollen.
Auch wenn Mozart mit allein elf Arien aus La finta Gardiniera, Figaro, Don Giovanni und La Clemenza di Tito, gefolgt von Henry Purcell mit vier Arien (The Fairy Queen, The Tempest), überdurchschnittlich vertreten ist, so versammeln sich doch mit je einer Arie bzw. Szene von Cavalieri (1550-1602) über Peri und Monteverdi (Poppea) alle erwähnenswerten Komponisten bis hin zu Carl Orff (Die Kluge), Kurt Weill (Mahagonny), Karl Amadeus Hartmann (Simplicissimus) und zwei Piècen aus Pollicino von Hans Werner Henze. Lortzing, Thomas, von Flotow, Debussy und natürlich Verdi (Oscar aus Un Ballo…) und Wagners Hirtenszene aus dem Tannhäuser bilden den Mittelteil.
Der Tonumfang liegt im Wesentlichen zwischen eingestrichenem und zweigestrichenem g, einfache Kantilenen stehen neben koloraturreicheren Arien – eine insgesamt überaus kluge und sorgfältig bedachte Zusammenstellung, die ermüdende Recherchen in zig verschiedenen Arienalben erspart.
Kathrin Feldmann