Schäuble, Marion
Auftritt!
Musiktheater mit Kindernund Jugendlichen
Schon die ersten Seiten machen Lust und Mut, sich an ein eigenes (erstes) Musiktheaterprojekt zu wagen – so viel Spaß am gemeinsamen Probieren und Experimentieren strahlt dieses Buch aus. Marion Schäuble gibt ihre langjährige Erfahrung in den Bereichen Schauspiel, Regie, Dramaturgie und Kostüm weiter und macht es so auch Menschen mit wenig Erfahrung möglich, eine Produktion mit Kindern und Jugendlichen jeden Alters zu verwirklichen.
Dabei steht hier nie die Perfektion im Mittelpunkt, sondern das Erfahren und das gemeinsame Ausprobieren. Ob bei Gruppenspielen, Rhythmusübungen, der Rollenfindung, Übungen zu Sprache oder Chor – immer wird vermittelt, wie man die jungen Sängerschauspieler dort abholen kann, wo sie gerade stehen, wie ihre Lebenswirklichkeit einbezogen werden kann. Ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger gibt Marion Schäuble Beispiele und Vorschläge dafür, wie man mit Kindern und Jugendlichen auch in schwierigen gruppendynamischen Prozessen kommuniziert und für alle eine rundherum positive Erfahrung ermöglicht.
Zu Beginn jedes Abschnitts und jeder Übung wird aufschlussreich erläutert, worin das Ziel und die Relevanz innerhalb des Prozesses bestehen. Der interdisziplinäre Ansatz bindet die Bedürfnisse der gesamten Gruppe mit ein. Simpel, aber ernsthaft gibt Schäuble Werkzeuge an die Hand, nicht der Verlockung des Professionellen zu verfallen, sondern bei Licht, Kostüm und Bühnenbild mit den Mitteln zu arbeiten, die zur Verfügung stehen, und sie bestmöglich in Szene zu setzen. Auch für alles, was außerhalb der Probenzeiten getan werden muss, wie Mittelbeschaffung, Werbung und Auseinandersetzung mit rechtlichen Regulierungen, gibt die Autorin nützliche Tipps. Schließlich wird man auf die Endproben und Vorstellungen bestens vorbereitet, bekommt Vorstellungen von Abläufen vor, hinter und auf der Bühne. Der herausnehmbare Ablaufplan zeigt zusätzlich detailiert die einzelnen Produktionsschritte in ihrer zeitlichen Reihenfolge und Dauer an.
Abschließend finden sich exemplarische Antwortmöglichkeiten darauf, wie das passende Stück für eine Gruppe gefunden oder bearbeitet werden kann. Hinzu kommt ein ausführliches und inspirierendes Literaturverzeichnis zum Weiterlesen.
Auch erfahrene MusiktheatermacherInnen finden in diesem Buch sicher noch Anregungen, denn egal, ob man das Buch prozessbegleitend liest oder einzelne Kapitel zu Rate zieht: Eigentlich kann so nichts mehr schiefgehen. Oder um es mit Marion Schäuble zu sagen: „Ob jetzt während der Vorstellung etwas schiefgeht oder nicht, ist eigentlich egal. Normalerweise geht immer etwas schief. Das macht aber nichts. Es geht um die Spielfreude und die gemeinsame Erfahrung.“
Judith Ph. Franke