Norton, Christopher

Rock & Pop Piano Basics

Der Klavier-Workshop für Blues, Funk, Gospel, Hip-Hop und 16 weitere populäre Musikstile, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Boosey & Hawkes, London 2011
erschienen in: üben & musizieren 5/2012 , Seite 61

Der in Neuseeland geborene Komponist und Arrangeur Christopher Norton hat bereits eine Fülle von Publikationen herausgebracht. Hier legt er 20 kurze Eigenkompositionen vor, die jeweils für einen eigenen Pop- bzw. Rockstil stehen, darunter neben den im Untertitel genannten u. a. Count­ry-Ballade, Jazz-Walzer, Folk, Doo-Wop, Disco. Überraschend fehlen Latin-Grooves, wobei das Beispiel für Indie-Pop an Guantanamera erinnert. Die Stücke sind kurz, für die jeweiligen Stile typisch, zuweilen knüpfen sie deutlich an Referenzstücke an (wie z. B. an Herbie Hancocks Chameleon im Kapitel Funk).
Die „Basics“ im Titel nimmt der Autor ernst. Parallel mit der Entwicklung der stilistischen Bandbreite geht ein sehr knapp gehaltener musiktheoretischer Lehr­gang einher mit Erklärungen zu Intervallen, Akkordbildungen und -verbindungen, Voicings, Skalen, Rhythmuspatterns. Die Kommen­tierungen ermöglichen jedoch kaum einen Transfer, da auf eine Systematik verzichtet wird. Sie beziehen sich stets konkret auf das jeweilige Beispiel.
Sehr elementar beginnend werden zielstrebig Nonenakkorde und modale Leitern erreicht. Einige Hinweise sind problematisch, z. B. dass der verminderte Akkord ein Mollakkord mit verminderter Quinte sei: Hier wird diesem Akkordtyp sein Eigen­gewicht genommen, gleichwohl taucht im Jazz diese Auffassung als Akkordsymbol auf.
Ziel dieser Schule ist es, KlavierschülerInnen zum stilistisch korrekten Spiel zu befähigen, Improvisation und Komposition sind nicht ihr Gegenstand. Neben Erläuterungen zur Klaviertechnik (Vorschläge, Tremolo usw.) und rhythmischen Übungen (auch mittels Trommeln) dient hierzu vornehmlich die beigegebene CD, die sich vom üblichen Standard abhebt. Alle Stücke erscheinen stets in einem Bandarrangement, in drei Fassungen: einem „Groove“-Track zum einfindenden Spiel, einem „Play-along“-Track zum Mitspielen (auch nur mit einer Hand) und einem abschließenden „Performance“-Track, der das Beispiel komplett enthält, einschließlich des ausnotierten Klaviersatzes. Das Mitspielen zu den Playbacks führt zu rhythmischer Sicherheit und befriedigt auch klanglich. Im eigentlichen Sinne wird hier zum Keyboard-Spiel in einer Band erzogen.
Zielgruppe sind jugendliche KlavierschülerInnen, die Notenkenntnisse besitzen. Die Klaviersätze sind einfach gehalten, die Rhythmen, je nach Stil, zuweilen schwieriger auszuführen. Diese Schule ist praxisnah und ergebnisorientiert, in der Methodik nicht neu, doch mit ihrer stilistischen Breite und den abwechslungsreich zu nutzenden Playbacks empfehlenswert.
Christian Kuntze-Krakau