Losert, Martin

Die didaktische ­Konzeption der Tonika-Do-Methode

Geschichte – Erklärung – Methoden

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2011
erschienen in: üben & musizieren 2/2012 , Seite 54

„Do-re-mi-fa-so-fa-mi-re-do“, so tönt es aus dem Musiksaal eines kleinstädtischen Gymnasiums. Und es ist kein Einzelfall. An vielen Schulen in Deutschland wird wieder mehr gesungen. Zahlreiche weiterführende Schulen legen in so genannten Gesangs- oder Singeklassen den Schwerpunkt auf das Singen. Dabei verwenden einige MusikpädagogInnen die Solmisationssilben und -handzeichen.
Die Tonika-Do-Methode ist eine Form relativer Solmisation. Während Tonnamen absolute Tonhöhen benennen, bezeichnen relative Tonsilben eine Stufe innerhalb einer Tonleiter. Do, re, mi, fa, so, la und ti sind die Tonsilben, die für die sieben Stufen einer jeden Dur-Tonleiter stehen. Bei der Verwendung der Solmisationssilben verinnerlicht der Musizierende, so Martin Losert, „dass Töne und Rhythmen innerhalb eines musikalisch-systematischen Rahmens eine spezifische Qualität bzw. Funktion besitzen“. Die Silbe ti ist also Leitton, was der Ton h nur im harmonischen Kontext von C-Dur, aber ansonsten nicht zwangsläufig ist.
Martin Losert liefert in seinem Buch Die didaktische Konzep­tion der Tonika-Do-Methode geschichtliche und methodische Informationen zum Thema. Die als Dissertation geschriebene Arbeit ist ein umfassendes und logisch gegliedertes Nachschlagewerk. Sukzessive arbeitet der Autor folgende Fragen ab: „Was ist die Tonika-Do-Methode, wie entstand sie und welche methodisch-didaktischen Elemente wä­ren auch für einen heutigen Musikunterricht gewinnbringend?“
Losert untersucht beispielsweise historische Solmisationskonzepte als Vorlage der Tonika-Do-Methode und geht dabei unter anderem auf Guido von Arezzo, die Hexachordlehre oder die Ziffermethode ein. Auch einen Vergleich der Tonika-Do-Methode mit anderen musikpädagogischen Konzeptionen des 20. Jahrhunderts, beispielsweise von Orff, Suzuki, Yamaha oder Kodály, stellt der Autor an und belegt dabei, dass die Tonika-Do-Methode der von Kodály am ähnlichsten ist. Gemein ist den meisten Ansätzen, dass sie die Ausbildung eines musikalischen Gehörs als unabdingbare Grundlage jeder musikalischen Bildung sehen.
Für MusikpädagogInnen sind besonders die Passagen interessant, die einen Bezug zum Unterrichtsgeschehen aufweisen. Da das Buch vor allem wissenschaftlich angelegt ist, sind diese jedoch naturgemäß seltener zu finden, zumal der Autor feststellt, dass Tonika-Do in ihrer Reinform eine historische, aus dem Lehrrepertoire verschwundene Methode ist und im heutigen Unterricht lediglich Mischformen verschiedener Solmisa­tionsmethoden auftauchen. Losert gibt dennoch vor allem am Schluss seiner Dissertation einige Hinweise zur Verwendung der Grundzüge der Tonika-Do-Methode im Unterricht.
Patricia Arnemann