Buchborn, Thade

Neue Musik im ­Musikunterricht mit Blasinstrumenten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Die blaue Eule, Essen 2011
erschienen in: üben & musizieren 2/2012 , Seite 57

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um die musikpädago­gische Dissertationsschrift von Thade Buchborn, der an der Hochschule für Musik Detmold Schulmusik und Musikvermittlung studiert hat. Anlass zu dieser Arbeit gab die Ausgangslage in Bläserklassen, wo – neben Arrangements klassischer Musik, Etüden, Volksliedern und Stücken aus der amerikanischen Concertband-Tradition – der Neuen Musik kaum oder gar kein Platz eingeräumt wird.
Zeitgenössische Musik in der Bläserklasse? Viele Bläserklassenlehrkräfte sind schon froh, wenn die SchülerInnen die richtigen Töne zur richtigen Zeit spielen, praktischerweise auch noch passend zum Dirigat des Leiters. Wer möchte sich da schon an etwas Zeitgenössisches wagen, das oft im Ruf steht, schwer zugänglich und noch schwerer zu musizieren zu sein.
Dass dem nicht so ist, stellt Buchborn gleich in den ersten Kapiteln klar und macht auf mitreißende Art deutlich, dass Neue Musik sogar einen Vorteil bietet, wenn es darum geht, BläserklassenanfängerInnen das gelegentlich als langweilig empfundene Mundstückspiel schmackhaft zu machen: Für Klangexperimente empfiehlt er John Cages’ FOUR6 und beschreibt – mit einer gewissen Länge, vielen Zitaten, Fußnoten und Verweisen auf weiterführende Schriften, die bei einer guten Dissertation selbstverständlich nicht fehlen sollten –, wie sich dieses Werk in seinen Erfahrungen mit Bläserklassen bewährt hat.
Außerdem berichtet er im Verlauf seines Buchs von Bläserklassenschülerinnen und -schülern, die sich im Rahmen von experimentellen Kompositionsaufträgen intensiv mit den spieltechnischen und gestalterischen Möglichkeiten ihres Instruments auseinandergesetzt haben, was sich nicht nur positiv auf ihre ­instrumentalen Fähigkeiten wie beispielsweise Tonbildung, dynamische Klanggestaltung und die Genauigkeit der Artikulation auswirkte, sondern auch zur Hörsensibilisierung beitrug.
Da sich dieses Buch aber ausdrücklich nicht als „Rezeptbuch“ mit Unterrichtskonzepten versteht, sondern sich dem Thema in seiner Gesamtheit nähert, wird den PraktikerInnen unter der Leserschaft besonders Kapitel VI zusagen, in welchem auf knapp 100 Seiten Beispiele aus der Unterrichtspraxis mit Werken von Jonathan Harvey, Vinko Globokar, Mauricio Kagel, György Ligeti und anderen Komponisten detailliert beschrieben werden.
Mein Fazit nach der Lektüre dieses Buchs: Die vorgestellten Ideen aus der Neuen Musik werde ich nicht nur mit Bläserklassen, sondern auch im normalen Einzel- oder Gruppenunterricht an der Musikschule ausprobieren und gleichzeitig die Homepage des Autors (www.thadebuchborn.de) im Auge behalten, ob sich diese interessante Persönlichkeit nicht doch noch dazu hinreißen lässt, ein „Rezeptbuch“ mit weiteren Unterrichtsideen aus der Neuen Musik zu verfassen.
Kristin Thielemann