Peter, Susanne

Rhythmik kinderleicht

33 Modelle zum Singen – Bewegen – Musizieren, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: üben & musizieren 2/2012 , Seite 58

Kinderleicht soll der Rhythmikunterricht sein und mit einer „Haltung der Leichtigkeit“ sollen die LehrerInnen an den Unterricht herangehen. Sie sollten dann die „Herzintelligenz“ einschalten, um mit ihrer Rhythmikgruppe oder Schulklasse erfolgreich zu sein und im Gehirn ihrer Zöglinge einen „Cocktail besonders motivierender Botenstoffe“ auszuschütten. Dieser frohsinnige Höhenflug dürfte bei PädagogInnen der EMP und Grundschule Skepsis auslösen. Merkwürdigerweise ist in der Einleitung nirgends von „Rhythmik“ die Rede, ihren pädagogischen Zielen und methodischen Strategien…
Es geht um 33 Modelle für die Unterrichtspraxis, zusammengefasst in vier Teile. Jedes Modell ist gut gegliedert und typografisch klar dargestellt. Die Notenbeispiele, die Abbildung der Inst­rumente, die hellblau hinterlegten Bewegungsformen und die Symbole am Rand ermöglichen eine rasche Orientierung.
Unter dem vagen Titel „Die kleinen praktischen Dinge“ präsentiert die Autorin offenbar die Greatest Hits ihres Unterrichts. Man findet Sprech-, Sing- und Bewegungsspiele zur Ritualisierung des Unterrichts, die in den abschließenden „Erfahrungen aus der musikpädagogischen Arbeit“ zur Sprache kommt. Der zweite Teil „Lieder, Verse und Gedichte gestalten“ folgt meist dem Jahreskreis. Nicht immer gelingen der Autorin die eigenen Texte so überzeugend wie im Ge­staltungsbeispiel „Der Schmetterling“. So klingen die Texte der ersten drei Lieder ziemlich einförmig. Texte sollen elementar sein, aber nicht simpel.
Ein monoklanglicher elementarer Satz (Bordun) statt der ausgeleierten Dominantharmonik wäre möglich bei dem Rätsellied Was ist groß wie ein Haus und beim kraftvollen Heya heya innerhalb des Gestaltungsprojekts „Boomwhackers in Aktion“. Letz­teres nimmt durch seine umfangreichen methodischen Hinweise eine Sonderstellung ein und bietet für größere Kinder viele Anregungen. Das gilt auch für das Projekt „Gespensterstunde“, das den Akzent auf kreative Bewegungsgestaltung und Experimentieren mit der Stimme legt. Die Verbindung des Songs This little light of mine mit einem Gespräch zu Fragen eines positiven Selbstkonzepts ist eine gute pädagogische Idee.
Der dritte Teil „Eine Handvoll Tänze“ bringt fünf praxisnahe Tanzbeispiele von unterschied­licher kultureller Herkunft, deren Realisierung man nur begrüßen kann. Der vierte Teil „Geschichten“ fördert die Verbindung einer erzählten Geschichte mit einer ausdrucksstarken pantomimischen Bewegungsgestaltung und einer dramaturgisch funktionalen Musik. In den abschließenden „Erfahrungen aus der musikpädagogischen Arbeit“ erzählt die Autorin von ihren Lösungen für Rituale im Unterricht und für destruktive Verhaltensweisen in der Gruppe.
Dem Band fehlt ein weiterführendes Literaturverzeichnis. Das saubere Musizieren auf der beigefügten CD gibt die Lieder zwar notationsgerecht wieder, hat aber wenig musikalische Power.
Michael Kugler