Schäfer, Stefan

Short Stories

Leichte Duos für zwei ­Kontrabässe, Vol. 1-2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: bassist composer publications, Hamburg 2011
erschienen in: üben & musizieren 2/2012 , Seite 67

Stefan Schäfer ist ein Komponist mit offenen Ohren – durchaus im weiteren Sinne. Als Musiker und Hörender ist er vielfältig interessiert, als Pädagoge umsichtig, exakt und begeisterungsfähig. Als Komponist schreibt er für sein Instrument. Wenn er für AnfängerInnen komponiert, dann handelt es sich nicht nur um kleine Charakterstücke, sondern um weit mehr.
Schon in seiner Sammlung Small World für Kontrabass und Klavier hat er in jedes der Stücke technische Hürden eingebaut. So auch in Short Stories. In den beiden Sammlungen von je sechs leichten Duos für zwei Kontrabässe erzählt Stefan Schäfer imaginierte Kurzgeschichten. Beim Üben eines jeden Stücks hat der Komponist für die Studiosi, gleich welchen Alters, Lernaufgaben eingeschmuggelt. Der pädago­gische Zeigefinger allerdings  bleibt fern. Die Lust am Spiel, an der musikalischen Erzählung, steht im Vordergrund.
Synkopen z. B. werden zunächst ausführlich im „Rodeo“ geübt, bevor sie in den folgenden Stücken zum selbstverständlichen Gestaltungsmittel werden. Agogikwechsel zwischen Staccato, Portato und Legato sind nicht nur im Arco selbstverständlich, sondern auch im immer wieder vorgeschriebenen Pizzicato. Wäh­rend es in „Empty House“ ruhig und leise, ja ganz leise zugeht, vielleicht sogar ein wenig unheimlich sein mag, so können „Childisch People“ ausgelassen herumtollen. „Take Up The Chase!“ – eine Verfolgungsjagd, unisono, fast eingeholt! Oh, doch nicht…
Eine der beiden Bassstimmen ist manchmal etwas leichter als die andere, sodass auch ungleich fortgeschrittene SchülerInnen gemeinsam musizieren können. Stefan Schäfer lässt in seinen Kurzgeschichten für zwei Kontrabässe seine Liebe zum Jazz immer wieder in Klanggebung, einzelnen harmonischen Wendungen oder rhythmischen Feinheiten anklingen, ohne etwas in den Käfig fixer Notation zu sperren.
Ein Wunsch für das dritte Heft der Short Stories wäre, die weiten Gefilde zeitgenössischer Klänge zu erkunden, die Klangfarbe, den Sound in den Vordergrund zu stellen, neue Spieltechniken – warum nicht auch mit der ein oder anderen Präpara­tion – einzubauen, die Musizierenden neue Klangwelten erkunden zu lassen, sie entdecken zu lassen, dass Rhythmus und Melodie nicht zwingend im Zentrum zeitgenössischen Musikschaffens stehen müssen.
Nina Polaschegg