Widmer, Manuela

Die Pädagogik des Orff-Instituts

Entwicklung und Bedeutung einer einzigartigen kunst­pädagogischen Ausbildung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: üben & musizieren 1/2012 , Seite 52

Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des Orff-Instituts Salzburg im Sommer 2011 veröffentlicht Manuela Widmer mit ihrer Dissertation eine Untersuchung zur Geschichte dieser Einrichtung. Um ein Resümee zu ziehen, dokumentiert die Autorin in ihrer Publikation die Vergangenheit des Instituts unter Einbeziehung verschiedener Blickwinkel. Dabei bleibt in dem umfangreichen Buch viel Raum zur Beschreibung von historischen und theoriegeschichtlichen Hintergründen sowie zur Auseinandersetzung mit der Terminologie und mit wissenschaftlichen Konzepten aus Pädagogik und benachbarten Disziplinen.
Kernstück der Veröffentlichung ist Widmers qualitative Studie, in der die spezifischen Lehr- und Lernformen am Orff-Institut untersucht werden. Außerdem sollen in diesem Zusammenhang Möglichkeiten aufgezeigt werden, allgemeine pädagogische Erkenntnisse auch für andere Ins­titutionen übertragbar und nutzbar zu machen. Zur Daten­erhebung führte Widmer mit AbsolventInnen aus fast allen Jahrgängen leitfadengestützte Interviews. Diese Gespräche eröffneten Sichtweisen, die nur die Angehörigen des Orff-Instituts haben können. Aus diesem Grund bietet das Ergebniskapitel inte­ressante Einblicke in die Geschichte der Institution. Überdies werden die Perspektive der Lehrenden sowie verschiedene theoretische Ansätze aus Päda­gogik, Didaktik, Soziologie und Psychologie in die Untersuchung mit einbezogen.
Ausgehend vom gesammelten Datenmaterial beschreibt die Autorin die Lehr- und Lernprozesse am Orff-Institut und beobachtet deren Konstanz bzw. Veränderungen. Dazu nimmt sie eine selbst entworfene Einteilung von vier Entwicklungsphasen der Institution vor und stellt anhand dieser Struktur ihre Ergebnisse dar. Abschließend werden phasenübergreifende Phänomene herauskristallisiert und mit der gebotenen Vorsicht verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen.
Die Autorin ist stets um die Transparenz ihres wissenschaftlichen Vorgehens sowie um einen wissenschaftlich präzisen, aber zugleich anschaulichen Sprachstil bemüht. So ist beispielsweise das Ergebniskapitel angenehm lesbar und verständlich. Andere Abschnitte dagegen sind mitunter recht komplex dargestellt. Auch aufgrund des Umfangs der Publikation ist es für den Leser nicht immer leicht, den Überblick zu behalten; allerdings bietet die Gliederung eine hilfreiche Orientierung, um sich in der Textfülle zurechtzufinden.
Die Veröffentlichung stellt eine umfangreiche Dokumentation zur Geschichte des Orff-Instituts Salzburg dar, die zugleich Schnittpunkte zu benachbarten pädagogischen und wissenschaftlichen Bereichen sowie mögliche zukünftige Entwicklungen nicht aus dem Blick verliert.
Silvia Müller