Nykrin, Dorothea und Rudolf

Die Rhythmusreise mit dem roten Klapperbus

... zum Singen, Zuhören, Erzählen und Mitklatschen, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2010
erschienen in: üben & musizieren 5/2011 , Seite 59

Hinter einer fröhlichen Geschichte verbirgt sich ein sorgfältig geplantes didaktisches Konzept, das mit methodischer Stringenz realisiert wird. Im Kern geht es um ein musikpädagogisches Prinzip, das in den vergangenen Jahrzehnten weniger Beachtung fand: um die Entwicklung eines Rhythmusbewusstseins mit Hilfe einer speziellen Silbensprache, das heißt die Bewusstwerdung elementarer rhythmischer Gegebenheiten, wie sie zum Singen oder instrumentalen Musizieren unverzichtbar sind.
Die vorliegende Ausgabe beschränkt sich auf die Notenwerte Viertel, Achtel, Viertelpause, Halbe und Ganze, auch in ihrer Kombinierbarkeit. „Für den elementaren Unterricht, den Kinder­garten und für den Musikspaß zu Hause“ gedacht, gibt sie Kindern mit Lesefertigkeit die Möglichkeit, die Texte selbst zu lesen und die Umsetzung der farbigen Symbolzeichnungen sprachlich selbst vorzunehmen, die anstelle der Wörter in den Text eingearbeitet sind und jeweils eine bestimmte Rhythmusfigur bilden. Die Symbole stellen die in der Geschichte vorkommenden exotischen Früchte und Tiere als reale Figuren dar, von der Kokosnuss bis zur Ananas, vom Affen bis zum Chamäleon. Für die musikalisch nicht ausgebildeten ErzieherInnen und Eltern wird der gesamte Text nebst Musik- und Klangbeispielen auf der beigefügten CD eingespielt, sodass das Ganze auch als Hörbuch verwendet werden kann.
Die grafische Gestaltung ist hervorragend gelungen: Menschen, Tiere und Früchte sind in kräftigen und frischen Farben, die jeweiligen Szenen des Geschehens großformatig dargestellt. Derart opulent ausgestattet führt die Geschichte des Heftes, ein modernes Märchen, auf eine tropische Insel, wo der „rote Klapperbus“ (auch mit Leitmelodie) Kinder in die Schule fährt, die unterwegs von den Tieren zu den Früchten geführt werden.
Die erste Szene z. B. beginnt mit „Kokosnuss“ und die letzte endet mit „Chamäleon“ sowie deren rhythmischen Werten. Nach der Darstellung der Geschichte erklärt der „Musikater“ die im Text vorkommenden Notenzeichen und benutzt dabei überraschenderweise ein sehr altes me­thodisches Prinzip: die „Rhythmussprache“, bei der jeder Noten- bzw. Pausenwert eine spezifische Silbe bzw. Silbenkombination bekommt.
Melodie- und Texterfindung der Sing- und Liedzeilen im Heft sind dem Alter der Kinder angepasst. Die instrumentale Begleitung des Kinderchors in kleiner Combobesetzung unter der Leitung von Philipp Nykrin setzt bewährte Klangmittel aus dem Popularbereich differenziert, jedoch behutsam ein. Die CD enthält auch Playbacks zum Mitsingen. Die Ausgabe gibt Raum zum eigenen Notenschreiben und Ausmalen der Früchte. Im Ganzen handelt es sich um ein musikpädagogisches Modell, in dem zeitgemäße und tradierte Elemente in gelungener Symbiose zusammenfließen. Bei einer Neuauflage wären einige kurze methodische Empfehlungen im Anhang sicher sehr hilfreich.
Günther Noll