Hauff, Andreas

„Üben hat nichts mit Drill zu tun“

Die Junge Streicherakademie Mainz hat sich die Früh- und Hochbegabtenförderung zum Ziel gesetzt

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 40

Die Freie Waldorfschule Mainz ist ein freundlicher Ort in einem etwas entlegenen und ungastlichen Mainzer Neubaugebiet aus den 1970er Jahren. Die Gei­gerin Annette Seyfried, Gründerin und Leiterin der Jungen Streicherakademie Mainz, hat hier einen Raum gemietet, in dem sie unterrichtet und Klassenvorspiele veranstaltet. Insidern ist die Streicherakademie ein Begriff. Mit sehr guten Erfolgen beim rheinland-pfälzischen Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ macht sie schon seit Jahren auf sich aufmerksam.
In die lokalen Schlagzeilen kam die Akademie aber erst im Frühjahr 2010, als der polnische Komponist Krzysztof Penderecki ein Vorspiel besuchte: Für die neunjährige Janine Riepl hatte er ein Stück geschrieben, das nun seine Uraufführung erlebte. Eingebettet war Pendereckis Tanz für Sologeige in ein reguläres Klassenvorspiel, wie es zur Routine der Streicherakademie gehört. Schülerinnen und Schüler präsentieren ein Stück in verschiedenen Stadien des Übeprozesses. Bei den Jüngeren steht noch die Gewöhnung an Auftritt und Konzentration im Vordergrund, bei den Älteren reicht die Spanne von ersten musikalischen Deutungsansätzen bis zu konzert­reifen Interpretationen. Penderecki äußerte sich damals sehr anerkennend über das Niveau der Streicherausbildung in Deutschland.
Doch sind Zweifel erlaubt, ob die Junge Streicherakademie Mainz wirklich repräsentativ ist. Hörbar wird hier mutiger und sauberer gegeigt als andernorts – und besser phrasiert zudem. Grund genug nachzuhören, was es mit dieser Mainzer Ausbildungsstätte auf sich hat, die sich die professionelle Ausbildung auf einem Streichinstrument für Früh- und Hochbegabtenförderung zum Ziel gesetzt hat.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2011.