Weiss, Marcus / Giorgio Netti

Die Spieltechnik des Saxophons

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 54

Wie der Titel bereits andeutet, beschäftigen sich der Saxofonist Marcus Weiss und der Komponist Giorgio Netti in ihrer neuen Publikation mit neuen Spieltechniken auf dem Saxofon, wie sie vor allem in der zeitgenössischen Musik gängig sind. Das Buch gliedert sich in vier Kapitel. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit monodischen Klängen wie Mikrotönen, Achteltonskalen, Farbgriffen und dem Altissimo-Register. Das zweite, bei Weitem umfangreichste Kapitel behandelt Mehrklänge. Weiss und Netti beschränken sich dabei nicht nur auf die erklingenden Töne, sondern sie machen auch relativ detaillierte Angaben zu Klangeigenschaften. Ferner ordnen sie die Multiphonics nach Klangqualitäten und Schwellentönen (enthaltenen Einzelfrequenzen).
Im dritten Kapitel werden Spieltechniken wie Slap, Alla tromba, Tongue Ram, Flatterzunge, Smor­zato, Luft-Tongemische, Subtone, Zahntöne, Triller, Tremoli, Flageoletts, Glissandi, Klappenperkussion sowie Singen und Spielen beschrieben. Jede der dargestellten Techniken wird durch Literaturbeispiele neuerer Werke illustriert. Ergänzt wird die Publikation durch Aufnahmen von Klangbeispielen aller Spieltechniken und Literaturbeispielen, die auf dem Server des Bärenreiter-Verlags als einzelne Dateien abgerufen werden können. Hier finden sich auch Klangbeispiele zu sämtlichen beschriebenen Multiphonics.
Weiss und Netti beschränken sich in ihrer Darstellung auf das Sopran-, Alt- Tenor- und Baritonsaxofon. Auch wenn es sicherlich richtig ist, dass die meisten Spieltechniken analog auch auf dem Sopranino-, dem Basssaxofon und dem Tubax verwendet werden können, wären ergänzende Hinweise gerade bezüglich dieser nicht so oft verwendeten Bauformen wünschenswert gewesen.
Netti und Weiss richten sich mit Die Spieltechnik des Saxophons sowohl an fortgeschrittene SaxofonistInnen als auch an KomponistInnen. Es soll Nachschlagewerk und Studienbuch sein. Entsprechend finden sich in allen Kapiteln Übetipps für SaxofonistInnen und spezielle Anmerkungen für KomponistInnen. Ein Lehrwerk neuer Spieltechniken ist das Buch dabei nicht: Die gegebenen Hinweise vermitteln zwar ein grundlegendes Verständnis, Übungen werden aber nur in sehr allgemeiner Form beschrieben.
In der Zusammenarbeit eines auf zeitgenössische Musik spezialisierten Musikers und eines Komponisten liegt die besondere Stärke dieser Publikation. Hinsichtlich der beschriebenen Techniken gehen Netti und Weiss zwar kaum über das bereits in älteren Publikationen Gesagte hinaus, wohl aber in der Form der Darstellung und ihren (nicht ausdrücklich erwähnten, aber mitschwingenden) ästhetischen Vorstellungen.
Martin Losert