Quartets for Woodwinds / Trios for Two Violins and Cello

für Musikschulen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Editio Musica Budapest, Budapest 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 58

Vor diesem Problem steht so mancher Musikschullehrer: Die InstrumentalschülerInnen haben die ersten „Gehversuche“ auf Flöte, Geige oder Cello hinter sich und würden jetzt enorm vom gemeinsamen Musizieren im Ensemble profitieren. Doch es mangelt an geeigneter Literatur, die nicht zu schwer in den einzelnen Stimmen ist, um den NachwuchsmusikerInnen ausreichend Möglichkeit zu geben, aufeinander zu hören – die aber andererseits auch anspruchsvoll genug ist, um nicht etüdenhaft langweilig zu erscheinen.
Zwei Bände der Editio Musica Budapest versprechen da Abhilfe. Einer ist Quartetten für Holzbläser, der andere Trios für Streichinstrumente gewidmet. Beiden gemeinsam ist eine inte­ressante Reise quer durch die Jahrhunderte. Kleine Kompositionen vom Barock bis zur Romantik sind musikschulgerecht bearbeitet und sowohl im Druckbild der Partitur als auch der Stimmen sauber und übersichtlich dargestellt. Klare Vortragsanweisungen fehlen ebenso wenig wie (im Falle der Bläserquartette) eine alternative Stimme für ein B-Instrument, das die zweite Flöte ersetzen kann. Überhaupt bietet der Quartettband mit zahlreichen instrumentalen Kombinationsmöglichkeiten die größte Flexibilität. Ob vier Bläser mit Fagott oder zwei Flöten und zwei Klarinetten – der Bearbeiter und Herausgeber Lászlo Zempléni hat an die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten im Musikschulunterricht gedacht.
Genauso bunt wie die Besetzungen sind die Stile und Stimmungen der bearbeiteten Stücke. Da findet sich Frühbarockes neben Tänzen von Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart, da darf bei einer Romanze von Gaetano Donizetti oder Georges Bizets Carmen-Habanera Opern­atmosphäre geatmet werden, da stehen sakrale Werke neben kleinen Salonstücken und da fehlt aus Barock und Klassik kaum einer der großen Komponistennamen. Als besonders gelungen auch unter dem Aspekt der instrumentenspezifischen Klangfarben scheinen die Bearbeitungen für zwei Violinen und Violoncello von Bach’schen Werken und die vier Tänze und Lieder für Bläserquartett aus der Feder Peter Tschaikowskys.
Geeignet sind die beiden Bände der Editio Musica Budapest für Musikschüler mit schon etwas mehr als elementaren Grundkenntnissen, die sich auf ihrem Instrument bereits ein wenig „freigespielt“ haben und ein Auge und Ohr für ihre Mitstreiter haben. Beides wird in der Regel erst im dritten Jahr des Instrumentalunterrichts der Fall sein. Dann allerdings bieten so gut wie alle der vorliegenden kurzen Stücke genügend Möglichkeiten, um Intonation im Ensemble, Zusammenspiel, Phrasierung und gemeinsames Interpretieren einzuüben – nicht zuletzt mit dem Ziel, die eine oder andere der Miniaturen vielleicht auch mal vor Publikum auszuprobieren.
Daniel Knödler