Zech-Günther, Barbara

Tastenpfade – Saitenpfade

Kammermusik von Anfang an. 14 kleine Stücke für Violine und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Möseler, Wolfenbüttel 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 58

„Zusammen von Anfang an“ ist das Motto vieler Musikschulen. Das bedeutet gemeinsames Musizieren als eigentliches Hauptfach des Instrumentalunterrichts, dem das individuelle Instrumentaltraining dient, möglichst bereits in den ersten Jahren des ­instrumentalen Lernens. Die Fertigkeiten der SpielerInnen in der Klavierkammermusik differieren meist erheblich zwischen dem Melodie- und Klavierpart, sodass die Literaturauswahl nicht leicht fällt.
Barbara Zech-Günther, vielseitig erfahrene Musikpädagogin, bietet mit ihren 14 Geigen-Klavier-Duos eine kleine Sammlung von Stücken, die in beiden Instrumentalparts bereits im frühen Lernstadium ein gemeinsames Musizieren ermöglichen. Kindgemäße Titel reizen die Fantasie der jungen Spielerinnen und Spieler zum gemeinsamen Spiel: ein wichtiger Motivationsfaktor, wie die Autorin in der Vorbemerkung schreibt.
Der Violinpart ist gut in der ers­ten Lage ausführbar, Lagenspiel und entwickelte Bogentechnik lassen einige Stücke auch für fortgeschrittene SpielerInnen loh­nend erscheinen. Musikalisch treten die kleinen Piècen mit einfachen musikalischen Mitteln in einem eigenständigen Stil auf, zuweilen mit Anklängen an Bekanntes – sie sind also bereits mehr als pädagogische Musik. Mit einfachen pianistischen Mitteln im Fünftonraum unterlegt das Klavier in den ersten Stücken einfache, sanft wiegende, teilweise pentatonische Geigenmelodien, die auch die jüngsten ViolinspielerInnen vor leicht lösbare Aufgaben stellen.
„Vergebliche Suche“ und „Unendlichkeit“ stellen programmatische, einfach gestaltete Klangspiele dar, im siebten Stück „hört“ man das Mondlicht auf dem Wasser tanzen. Ein kleiner Ausflug in die Metrik des Balkans bietet ein als „Griechischer Tanz“ bezeichnetes Stück. „Rotznase“, „Finstere Gestalten“ und „Widerspenstig“ verlangen den kleinen MusikerInnen schon ein größeres Maß an rhythmischer Sicherheit mit Taktwechseln sowie duolischen und triolischen Elementen in teilweise asymmet­rischen Met­ren sowie im Klavier eine größere akkordische Griff­sicherheit ab.
In der Sammlung darf natürlich auch ein Walzer nicht fehlen: ein „Walzer für eine Marionette“, bereits ein kleines geigerisches Bravourstück mit einem Ausflug in die Salonmusik. „In der alten Dorfkirche“ – im dorischen Modus gehalten – wird die Stimmung wieder choralhaft beschaulicher. Die beiden letzten Stücke – „An eine einsame Blume“ und das an Strawinskys barockes Pulcinella-Zitat anknüpfende „Dèja vu“ – fordern die beiden MusikerInnen bereits zu einem konzentrierten Dialog und zu einer sorgsam hörenden Abstimmung heraus.
Die kleine Sammlung stellt eine lohnende Herausforderung für kleine MusikerInnen dar und ein willkommenes Angebot für Inst­rumentallehrkräfte auf der Suche nach gut realisierbarer Kammermusik im Anfängerbereich.
Uwe Gäb