Dunisch, Volker

Let’s Go Latin!

Tango, Salsa & more. Piano styles, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Sikorski, Hamburg 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 63

Der in Dortmund ansässige Pianist, Musiktherapeut und Dozent Volker Dunisch legt hier den dritten Band seiner Piano-Reihe vor. Nachdem in Songplaying Patterns bereitgestellt und in Play on! Spielweisen mit Akkordsymbolen thematisiert wurden, wendet er sich jetzt lateinamerikanischen Musikstilen zu. Sein Konzept ist ebenso einleuchtend wie klar: Nach Präsentation von Patterns einschließlich diverser Varianten werden 29 bekannte Originaltitel für die jeweiligen Gattungen wiedergegeben. Es gibt fünf größere Abteilungen: Samba/Bossa, Salsa/Son, argentinischer Tango, Latin Pop und ein Sammelkapitel weiterer Stile.
Die Rhythmus- und Griffmodelle werden zunächst meist in C-Dur bzw. c-Moll vorgestellt, um dann unverzüglich Anwendung zu finden. Auf der CD erklingen fast alle dieser zweitaktigen Modelle, gespielt wird rhythmisch präzise im Originaltempo. Beim Tango erklingen zuweilen unübliche Ak­zente. Auch das Rubato-Spiel wird gezeigt (auf den europäischen marschartigen Tango-Rhyth­mus hätte verzichtet werden können).
Akustisch stellt Dunisch ein eigenes Samba-Übungsstück kom­plett vor, von den Originaltiteln nur Anfänge. Es stellt sich für KlavierschülerInnen also die Aufgabe, die Begleitmodelle auf die Lieder anzuwenden. Das bedarf einer mehrjährigen Vorbildung, da das Spielen nach Akkordsymbolen beherrscht werden muss; Fingerfertigkeit wird ebenso vo­rausgesetzt. Die Songs liegen im Lead-sheet vor, dies entspricht der gängigen Praxis. Alle sind mit Texten abgedruckt, sodass zum Spiel gesungen werden kann.
Die Auswahl ist gelungen, es sind sehr bekannte und typische Songs enthalten wie z. B. Mas que nada, Guantanamera, La Cumparsita oder Tico Tico. Ausgebildet wird vor allem eine sti­listisch charakteristische Rhythmik als Begleitung. Damit ist die Veröffentlichung auch für Bandpianisten sehr geeignet. Nur einige Male zeigt der Autor, wie die Melodie gleichzeitig im Klaviersatz erscheinen kann; dies ist häufig schwierig, wenn die Rhythmik im Klaviersatz durchgehalten werden will. Er eröffnet verschiedene Möglichkeiten, im Klaviersatz, in den Lagen, in der Kombination von Patterns, in den Voicings. Es entsteht so kein dogmatisch richtiger Weg, aber ein stilistisch korrekter.
Sprachliche Hinweise sind sachlich und knapp. Verweise auf andere Literatur fehlen (z. B. auf das Salsa-Standard-Werk von Rebeca Mauleón), sodass Dunisch selbst knapp in die Jazz-Harmonik einführt. Hier beschränkt er sich auf sechs Akkordtypen in Drei-, Vier- und Fünfstimmigkeit im Rahmen der II-V-I-Kadenz. Bei der Moll-Tonika wird die im Modern Jazz übliche maj 7 vermieden. Dass der klassischen Harmonielehre unterstellt wird, sie kenne keine vollständige authen­tische Kadenz, ist marginal. Einige wenige Fehler schmälern den überaus positiven Eindruck des Werkes nicht, von dem viele brauchbare Anregungen für das eigenen Klavierspiel zu erhalten sind. Eine uneingeschränkte Emp­fehlung!
Christian Kuntze-Krakau