Spengler, Christoph

Tasta Groove

113 Pop-Arrangements zur Begleitung Neuer Geistlicher Lieder für Keyboard oder Klavier, Band 1-3

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2011 , Seite 63

Der Traum von einer Sammlung mit wirklich groovenden Pop-­Arrangements zu allen Neuen Geistlichen Liedern des Evangelischen Gesangbuchs (einschließ­lich aller Regionalteile) – dieser vom Autoren Christoph Spengler lang gehegte Traum scheint in Erfüllung gegangen zu sein. Der 1969 geborene Autor ist nicht nur studierter A-Kirchenmusiker, sondern auch Kantor mit Schwer­punkt Pop- und Gospelchorarbeit, der außerdem als Dirigent für verschiedene Musical-Produktionen (Starlight Express, Jekyll & Hyde u. a.) tätig ist. Die drei Hefte schließen die Orgel als Begleitinstrument aus und lassen sich aufgrund zahlreicher Repertoire-Überschneidungen auch im katholischen Gottesdienst gut einsetzen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Begleitbüchern sind die Sätze wirkliche Begleitsätze ohne die Choralmelodie im Sopran. Diese ist allerdings immer über dem Satz mit abgedruckt. Alle Arrangements wurden zudem mit ­Akkordsymbolen versehen, um Freiraum für eigene kreative Gestaltungen zu ermöglichen.
Christoph Spengler hat die Arrangements ausgiebig in Gottesdiensten seiner Gemeinde ausprobiert, und man darf mit Recht behaupten, dass es wirklich „kampferprobte“ Begleitungen sind. Allerdings benötigt man auch eine gesangsfeste Gemeinde, wenn man diese nur mit einem Klavier begleiten möchte, welches hier gänzlich auf die Choralmelodie verzichtet; wobei die Begleitungen insofern keinen Wunsch offen lassen, da sie Bass und Schlagzeug quasi mit einbeziehen.
Man trifft auf Swing- und Jazz-Waltz, auf die Ballade, den Soft-Pop, Latin, Bossa Nova, Calypso, Blues, Folk und sogar den Tango (Unfriede herrscht auf der Erde). Aber aufgepasst: Das sind alles keine Vom-Blatt-Spiel-Sätze! Es sei nicht verschwiegen, dass sich manch versierter A-Organist an den Grooves die Zähne ausbeißen wird. Denn die Grooves bewegen sich auf höchstem Niveau, sowohl was Rhythmus als auch Harmonisierung angeht. „Sehen Sie die einzelnen Stücke als Werkzeugkasten, in den man immer mal wieder greifen kann, wenn man ein Pattern, einen hübschen Fill oder eine harmonische Idee sucht“, so der Autor im Vorwort. Das ist es: Grund­lage für einen eigenen Stil, auch wenn man die Arrangements Note für Note übernehmen kann.
Zu wenigen Liedern würde man sich eine andere Begleitung wünschen: Das als Latin gestaltete Laudato si wäre mit einer Rumba adäquater bedient, Wenn das Brot ist mit seinem „Flowing“ zu bieder und ignoriert die Synkopen der Melodie; etwas „Rockiges“ wäre vielleicht angebrachter. Im Morgenlicht leuchtet wirken die Sechzehntel am Taktende mehr als unruhig. Aber es gibt eben für alles immer mehrere Lösungen. Jeder Ausgabe liegt eine CD bei – sehr hilfreich. Und bei längeren Stü­cken bleibt einem das Blättern erspart dank des größeren Papierformats.
Andreas Willscher