Treiber, Felix

Prisma für Violine und Klavier

27 Stücke für junge Virtuosen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ries & Erler, Berlin 2010
erschienen in: üben & musizieren 3/2011 , Seite 58

Felix Treiber (*1960) nahm seine musikalische Ausbildung in Freiburg im Breisgau auf, die er 1986 als Geiger mit dem Solistenexamen abschloss. Er betätigte sich dann vor allem als Kammermusiker und wirkte sechs Jahre lang als stellvertretender Konzertmeister in der Badischen Staatskapelle Karlsruhe. Seit 2002 widmet er sich hauptsächlich dem Komponieren, betätigt sich aber auch als Leiter eines Ensembles in Karlsruhe und wirkt als Pädagoge und Herausgeber.
Seine langjährige Tätigkeit als ausübender Musiker hat unverkennbar sein Komponieren geprägt, das sich für alle musikalisch-stilistischen Richtungen offen hält, soweit sie die Beziehung zu den gewachsenen Gegebenheiten und Bedingungen des Musizierens beachten. Er schreibt Musik, die einen Bedarf zu erfüllen vermag oder einem verspürten Mangel abzuhelfen trachtet.
Eine solche Arbeit stellen auch die vorliegenden 27 kurzen Stücke für Violine und Klavier dar, die vom leichten bis zum mittelschweren Schwierigkeitsgrad ein Kaleidoskop vielfältiger Charakterstücke bieten. Die kompositionstechnischen Verfahren, die Treiber ebenso fantasievoll wie originell nutzt, reichen von spätromantischer Harmonik über frei angewendete Tonalität, Atonalität, reihengebundene Techniken bis hin zu Formen rhythmisch-metrischer Aleatorik. Auf diese Weise machen diese Stücke zugleich auch mit der kompositionstechnischen Entwicklung der Musik seit der vorletzten Jahrhundertwende spielerisch-anregend vertraut.
Die Sammlung überzeugt durch eine genaue musikalische Fantasie, die immer von den Spielweisen der Instrumente ihren Ausgang nimmt. Man findet einen „12-Ton-Tango“, ein Ständchen „Im alten Salon“ oder eine rhythmisch offen gehaltene „Improvisation“ ebenso wie eine Etüde im 5/8-Takt, ein Perpetuum Mobile „Alla Paganini“, eine „Flüsterszene“ oder eine mit Doppelgriffen gut zu spielende „Burleske“. Das sind keine trocken-pedantischen Etüden, sondern gut klingende, originelle Vortragsstücke.
Im Vorwort erläutert der Komponist: „Die 27 Stücke können sowohl einzeln als auch als ganzer Zyklus aufgeführt werden. Die Anordnung ist in erster Linie nach dem Kontrastprinzip gestaltet. Die Reihenfolge entspricht nur ungefähr einem ansteigenden Schwierigkeitsgrad, zumal die technischen Anforderungen des Violin- und Klavierparts sich nicht in allen Fällen entsprechen.“ Es bereitet schieres Vergnügen, diese 2009 komponierten Stücke zu spielen und zu hören. Sie seien allen PädagogInnen und (nicht nur) jungen Virtuosen nachdrücklich empfohlen – als eine wirkliche Bereicherung dieses leider vernachlässigten Repertoires. Der Druck mit Fingersätzen und immer bequemen Wendestellen kommt dem Musizieren entgegen und lässt keine Wünsche offen.
Giselher Schubert