Kirchmair, Rupert

Musiktheorie macht Spaß

Über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Notationssoftware Sibelius im Instrumentalunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 5/2010 , Seite 28

Es ist nicht immer leicht, Instrumen­talschülerInnen die Beschäftigung mit Musiktheorie näher zu bringen. Sehr praxisnah und lebendig lässt sich dieses Themengebiet jedoch vermitteln, wenn im Unterricht ­komponiert und arrangiert wird. Durch den Einsatz moderner Nota­tionspro­gramme wie zum Beispiel Sibelius lässt sich dabei nicht nur viel wertvolle Zeit sparen, sondern auch ein sehr professionelles Noten­bild erzielen.

„Was spielst du denn da?“, frage ich meine Schülerin, die gedankenverloren am Klavier sitzt. „Das habe ich selbst erfunden“, gibt sie mir selbstbewusst zur Antwort. Kinder „erfinden“ oft einfach drauflos, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob ihr Tun gut oder gar genial ist, und erschließen sich auf diese Weise einen sehr unmittelbaren Zugang zur Musik. Die Weiterentwicklung und Notation der selbst komponierten Stücke bietet nicht nur die Chance, SchülerInnen in ihrer Kreativität zu fordern und zu fördern, sondern auch Musiktheorie sehr praxisnah und lebendig zu vermitteln. Doch leider scheint das Komponieren im Unterricht unvereinbar mit immer kürzer werdenden Unterrichtseinheiten. Außerdem sind gerade kleinere Kinder mit der handschriftlichen Notation ihrer Stücke oft überfordert.
Inzwischen gibt es aber eine Fülle von verschiedenen Notationsprogrammen, die Inst­rumentallehrkräften die Arbeit wesentlich erleichtern. Mit ihrer Hilfe kann beim Notenschreiben sehr viel Zeit gespart werden, was sich nicht nur positiv auf das Zeitmanagement im Unterricht auswirkt, sondern auch den Unterrichtsfluss in Gang hält. Auch ist die Qualität des Layouts mittlerweile so gut, dass ein selbst gestaltetes und ausgedrucktes Notenblatt kaum noch von professionell gesetzten Noten unterschieden werden kann.
Zu den momentan gängigsten Notationsprogrammen zählen Capella, Finale und Sibe­lius. Um Letzteres soll es in diesem Beitrag gehen, da es mir wegen seiner intuitiven Handhabung prädestiniert für den Unterricht erscheint. Das Programm setzt einen Rechner voraus, dessen Betriebssystem nicht ­älter als Windows XP 32 bit (für Mac: OS 10.4.11) sein sollte und der über ausreichend Kapazität (512 MB Ram sowie 512 MB Festplattenspeicher) verfügt. Ein Drucker zum Ausdrucken der erstellten Notentexte ist sinnvoll, der Scanner zum Einlesen von Notentexten praktisch, aber nicht zwingend erforderlich.
Der Computer soll aber nur ein Hilfsmittel sein und das Erlernen der Notenschrift von Hand sollte der Arbeit mit ihm vorangegangen sein. So lasse ich meine SchülerInnen zuerst kleine Motive und Melodien auf die Tafel schreiben. Diese Motive können z. B. aus Fingerübungen oder aus kleinen Kinderliedern bestehen, welche die Kinder aus dem Gedächtnis aufschreiben. Um den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten, können ­diese Motive auch transponiert werden. Schließlich können die Kinder Tonhöhen, Notenwerte und Pausen erkennen und selbstständig aufschreiben – die Arbeit mit dem Programm kann also beginnen.
In unserem Fall geht es dabei um die Komposition einer 13-jährigen Schülerin. Das Stück weist recht viele verschiedene Themen und einige unfertige Stellen auf. Wir wollen die Komposition also nicht nur aufschreiben, sondern weiterentwickeln und besser strukturieren.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 5/2010.