Werner, Christian Georg

Dialog auf Augenhöhe

Klingende Brücken zwischen Jung und Alt, mit Beiträgen von Klaus-Ernst Behne, Burkhard Budde, Thomas Grosse und Theo Hartogh

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Die Blaue Eule, Essen 2010
erschienen in: üben & musizieren 4/2010 , Seite 56

Mit diesem Buch wird das mehrfach preisgekrönte Projekt „Triangel Partnerschaften“ vorgestellt, das mit Hilfe von Musik einen intensiven Dialog zwischen jungen und alten Menschen ermöglichte. Vorbildern aus den USA folgend wurde von 2003 bis 2006 unter Federführung von Christian Georg Werner ein Vorprojekt in Braunschweig durchgeführt, aus dem von 2007 bis 2009 ein überregionales Pilotprojekt mit mehreren Standorten in Niedersachsen erwuchs. Engagierte Protagonisten waren eine Gruppe von Musiklehrkräften und AltenpflegerInnen, die eine komplexe Kooperation zwischen Schulen, Vereinen, Kirchengemeinden und Altenpflegeheimen aufbauten. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet, um einerseits Transparenz und Öffentlichkeit herzustellen, andererseits um die Auswirkungen dieser intergenerativen Arbeit zu dokumentieren und Möglichkeiten zum Transfer anzubieten.
Erklärtes Ziel des Projekts war es, eine klingende Brücke zwischen unterschiedlichen Generationen zu schaffen, um auf diesem Weg gegenseitiges Verständnis zu wecken für die spezifischen Lebenssituationen der Teilnehmer. Die Ergebnisse machen Mut und belohnen das Engagement der Initiatoren: Die beteiligten Jugendlichen übernahmen Verantwortung außerhalb ihres vertrauten, geschützten Raums „Schule“, sie konnten ihr persönliches Spektrum erweitern und dabei Einblicke bekommen in das zukunftsträchtige Berufsfeld „Gesundheit“. Für die SeniorInnen hingegen bedeuteten die wöchentlichen Musiziergelegenheiten Höhepunkte im Alltag einer Pflegeeinrichtung. In der Begegnung mit der Generation der SchülerInnen konnten sie ihre Wertvorstellungen und Traditionen einbringen und vermitteln.
Die Autoren verschweigen allerdings nicht, dass es im Verlauf des Projekts auch einschränkende Zwischentöne gab: So meldeten sich im Braunschweiger Projekt zu wenig Jugendliche (vor allem in Relation zu den Senioren), was zunächst auch nicht ideal für eine wissenschaftliche Untersuchung ist. Auch mussten wechselnde Teilnehmerschaften hingenommen werden. Als weiteres Problem wird formuliert, dass es grundsätzlich schwierig ist, solche Kooperationen zu verstetigen. Kulturwissenschaftlerin Donata Elschenbroich drückt dies in ihrem Film über intergenerationelle Arbeit in Japan sinngemäß ähnlich aus: Es bleibt die Unzufriedenheit, dass diese Begegnung zwischen Alt und Jung inszeniert werden muss!
Vorliegende Publikation versteht sich als „Handbuch für intergenerative Musikpädagogik“, das Interessierten den Start eigener Projekte erleichtern soll. Auch wenn das Lesen aufgrund der Vielschichtigkeit des vorgestellten Projekts und daraus resultierender Detaildichte gelegentlich anstrengend ist, lohnt sich die Lektüre uneingeschränkt, auch wegen der gelungenen Mischung aus Praxis und Theorie.
Reinhild Spiekermann