Jekic, Angelika

Unter 7 – Über 70

Ein generationenübergreifendes Musikkonzept für Kinder im Vorschulalter und Senioren, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2009
erschienen in: üben & musizieren 4/2010 , Seite 57

Es ist Angelika Jekic hoch anzurechnen, dass sie mit Sachverstand und Engagement die Thematik des generationenübergreifenden Musizierens aufgegriffen hat. Wie sie selbst in ihrer Einleitung ausführt, verlangen die geänderten gesellschaftlichen Bedingungen den Kontakt zwischen Alt und Jung auf möglichst viele Arten zu fördern, ja vor allem zunächst einmal zu ermöglichen und institutionelle Grenzen zu öffnen.
Das Konzept orientiert sich an den grundlegenden didaktischen Prinzipien der Elementaren Musikpädagogik, das heißt insbesondere, dass die anleitende Person Inhalte wie das Singen, Musizieren, Tanzen und das ausdrucksvolle Gestalten und Darstellen von Texten authentisch vermittelt. Ihr Vorbild und ihre Freude an der Sache sind für beide Altersgruppen von zentraler Bedeutung. Jekic erwartet weiter von den Lehrenden Fachkenntnisse, was den Entwicklungsstand aller Gruppenmitglieder betrifft, und ganz besondere kommunikative Fähigkeiten, da es einer Fülle von Gesprächen mit sehr unterschiedlichen Partnern bedarf, mit Personen der Leitungsebene des Kindergartens und der Senioreneinrichtung angefangen über Erzieherinnen, Eltern der Kinder, Pflegepersonal in Heimen und Angehörigen der alten Menschen.
Der 32-seitige Einleitungsteil beinhaltet viele Themen, über die Leserinnen und Leser dieses Buchs informiert werden müssen, damit sie sich selbst ähnliche Projekte zutrauen. Er führt auch bereits grundlegend in die Gestaltung von Liedern, Texten, Bewegungsspielen, Tänzen, Materialien, Bildern und Gesprächen und abwechslungsreiche Vermittlungsformen ein.
Der umfangreiche Praxisteil bildet das Herzstück. Zu sechs Themen („Kennenlernen“, „Berufe und Handwerk“, „Alltag und zu Hause“, „Frühling“, „Spiel, Sport und unterwegs“, „Auf Reise“) werden je sechs Stundenbilder angeboten. Die gesamte Anlage des Praxisteils ist als großer „Baukasten“ zu sehen. Die in Tabellenform knapp gehaltene Übersicht über alle Stundenbilder wird ergänzt durch methodische Ausführungen zu Liedern, Texten, Klanggeschichten, Bewegungsspielen und Tänzen. Das Angebot wird vervollständigt durch eine Reihe von Zeichnungen, die der Veranschaulichung von Themen dienen.
Nicht alle Bilder sind gelungen, manchmal wird man vielleicht ein schönes Foto dem Vorschlag im Buch vorziehen. Hilfreich und anregend sind die „Gesprächskarten“, die sehr schöne Vorschläge für eine sinn- und kontaktstiftende Kommunikation zwischen Jung und Alt bieten. Die beiliegende CD schließlich enthält über die Musik für Bewegung und Tanz hinaus eine Fülle von Höranreizen unterschiedlichsten Charakters und somit einen zusätzlichen wesentlichen und anregenden „Baustein“.
Bleibt zum Schluss ein Manko anzumerken: Möglichkeiten, ein solch innovatives Unterfangen auch zu finanzieren, werden leider an keiner Stelle angesprochen. Daran aber scheitern oft Projekte, die institutions- und damit trägerübergreifende Angebote machen wollen. Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass beide gesellschaftliche Gruppen – Kinder wie Senioren – leider keine Lobby haben. Vielleicht kann aber gerade diese Veröffentlichung als materialisiertes starkes Argument hilfreich sein, um Gemeindevertreter und andere Geldgeber davon zu überzeugen, solche Musikstunden mitzufinanzieren!
Manuela Widmer