Tröger, Beate

Da scheine ich wohl einen Ton getroffen zu haben

Im Gespräch mit Musiker und Autor Heinz Strunk über seinen Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“

Rubrik: Gespräch
erschienen in: üben & musizieren 5/2009 , Seite 44

Mit dem 2004 erschienenen autobiografischen Buch “Fleisch ist mein Gemüse”, das den Untertitel “Eine Land­jugend mit Musik” trägt, wurde der 1962 unter dem Namen Mathias Halfpape geborene Musiker und Humorist Heinz Strunk zu einem Bestsellerautor. Strunk, der nach Abitur und Musikstudium als Musiker und Komponist arbeitete, schildert in Fleisch ist mein Gemüse satirisch seine Kindheit und Jugend, seine musikalische Entwicklung mit Unterricht auf Geige und Saxofon, besonders aber die Zeit, in der er seine Existenz als Unterhaltungsmusiker in der drittklassigen Showband Tiffanys sicherte. Mit Tiffanys tourte Strunk durch die Bierzelte und Tanzsäle Norddeutschlands.Seine Beobachtungen, deren nachdenklicher Unterton unüberhörbar ist, erzählen von einem Segment der Musik, das auf den ersten Blick keiner Reflexion bedarf – die Lektüre von “Fleisch ist mein Gemüse” belehrt einen schnell eines Besseren. Im Jahr 2008 wurde Strunks Bestseller von Christina Görlitz verfilmt. Der Film, in dem Strunk auch selbst auftritt, erhielt das Prädikat “Wertvoll”. Zurzeit ist Strunk vor allem als Autor präsent, nach “Fleisch ist mein Gemüse” (2004) erschienen die Romane “Die Zunge Europas” (2008) und “Fleckenteufel” (2009). Letzteren stellt Strunk im Rahmen umfangreicher Lesereisen vor.

Mit „Fleisch ist mein Gemüse“ haben Sie großen Erfolg erzielt. Inwieweit ist das Buch denn nun als autobiografisches zu betrachten?
Schon sehr. Fiktionale Anteile sind so gut wie nicht vor­handen. Ich habe mir erlaubt, die Nebenstränge meiner Biografie rauszuhalten, einfach um das Setting überschaubar zu halten. Es hat parallel dazu schon noch Dinge gegeben, die ich gemacht habe, die darin nicht vorkommen. Es ist ja selten so, dass Biografien linear verlaufen, sondern so, dass eines übergangslos ins andere übergeht. Ich hab also mit Studio Braun [ein Trio, das sich aus Heinz Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger zusammensetzt und vor allem durch seine absurden Telefonstreiche bekannt wurde] schon zu der Zeit noch was gemacht, als ich mit Tiffanys unterwegs war. Und auch noch verschiedene andere Sachen. Wie gesagt, ich hab also gekürzt, aber ich habe nichts dazugedichtet, nur ein paar Schauplätze umgedichtet. Beispielsweise haben meine Mutter und ich nicht die ganze Zeit im Zwergenhaus gewohnt, sondern sind zwischendrin umgezogen. Aber dass ich sie gepflegt habe, beziehungsweise pflegen habe lassen, das stimmt zum Beispiel auch. Das Ganze war für mich insofern ein ganz kommoder Einstieg ins Schreiben, weil ich mir nichts ausdenken musste. Ich hab die Geschichte ungefähr so aufgeschrieben, wie ich sie erlebt habe. Es ging beim Schreiben dann um die Stilistik. Man weiß ja: In der Literatur ist Stil alles.

Hätten Sie denn damit gerechnet, dass das Buch ein solch großer Erfolg wird?
Natürlich nicht. Ich bin ja immerhin die fünfzehn Jahre vorher, die ich damals schon im Kulturbetrieb war, immer eines anderen belehrt worden, nämlich dass
aus irgendwelchen Gründen meine Sachen und mein Humor nicht massenkompatibel sind. Und ich hätte mit nichts anderem auch in dem für mich neuen Bereich der Literatur gerechnet. Aber da scheine ich wohl einen Ton getroffen zu haben, der sich vermittelt.

Sie sind ja damit auch ein Stück weit von der Musik weggegangen. Bedauern Sie, dass Sie den Erfolg, den Sie nun als Autor haben, nicht als Musiker haben? Es gibt ja in „Fleisch ist mein Gemüse“ eine Stelle, in der Sie erzählen, dass Sie Popmusiker werden wollten und Ihre Mutter dann gesagt hat: „Wie stellst du dir das denn vor, das ist doch Quatsch“…
Nein, ganz so hat sie es nicht gesagt. Meine Mutter hat mir keine Steine in den Weg gelegt, was das angeht. Aber sie ist dem einfach mit extremem Unverständnis entgegengetreten. Sie hat das nicht verstanden, hat einfach überhaupt keinen Zugang zu populärer Musik gehabt. Meine Mutter war ein klassisches Bildungsbürgermuttchen mit dem entsprechenden musikalischen Erfahrungshintergrund. Und da gab es einfach keine Schnittpunkte oder gar Schnittmengen mit populärer Musik.
Aber, um auf die Frage zu antworten: Es hat mich damals ungemein gewurmt, dass mir nicht wenigstens ein kleiner Erfolg beschieden wurde. Aber im Nachhi­nein betrachtet ist es so, dass wenn Biografien sich irgendwie hin zu etwas Gutem auflösen, dann interessiert mich das im Moment relativ wenig, in welchem Bereich ich den Erfolg habe. Ich glaube sogar – bzw. es ist objektiv so –, dass der Erfolg in der Literatur zum einen eine größere Nachhaltigkeit hat, zum anderen hat er den Vorteil, dass man das Schreiben auch noch in einem Alter machen kann, wo man als Popmusiker schon längst weg vom Fenster ist, jedenfalls in der aktiven, ausübenden Form, also draußen auf der Bühne. Und zum Dritten ist es bei Fleisch ist mein Gemüse ja auch noch so, dass sich das Buch über eine unglaublich lange Zeit hinweg auf gleichbleibendem Niveau gut verkauft hat, zwar nicht auf Bestseller­niveau, aber so, dass am Ende ein Bestseller dabei herausgekommen ist, während die Halbwertszeit bei Singles ja entsprechend viel geringer ist. Und wenn ich mir das heute anschaue, die Leute, die damals teilweise meine Weggefährten waren, sagen wir mal jemand wie Joachim Witt, der insofern noch einen Ausnahmestatus hat, weil er ja noch mal fünfzehn Jahre später mit Die Flut einen Riesenerfolg hatte, aber bei den meisten ist es dabei geblieben, siehe Hubert Kah oder Fräulein Menke, die kannte ich damals alle mehr oder weniger gut. Da bin ich total froh, dass mir dieses Schicksal erspart geblieben ist, nach einem einzigen Erfolg in der Neuen Deutschen Welle zwanzig Jahre später als Revival-Act über die ostdeutschen Provinzbühnen gehetzt zu werden und damit mein Geld verdienen zu müssen.
Im Übrigen glaube ich tatsächlich, dass es so was wie ein Popmusik-Gen gibt, sagen wir besser, eine Befähigung zum Machen von Popmusik, die sich schätzungsweise im Alter von 25 verliert, sagen wir bei 90 Prozent aller Fälle. Es gibt da so ein paar prägnante, wenngleich öde Beispiele, die das aber gut belegen. Nehmen wir die bekanntesten Rock-Dinosaurier, die Rolling Stones, da interessiert sich doch keine Sau mehr dafür, welche Alben die in den Achtzigerjahren gemacht haben. Oder auch Pink Floyd, als die The Wall gemacht hatten, da kam nichts Bahnbrechendes mehr nach und da waren die vielleicht grade mal so dreißig. Womit das zusammenhängt, weiß ich nicht, das würde ich gerne entschlüsseln. Sicher ist es so, dass mit fortschreitendem Lebensalter eine gewisse Saturierung eintritt, aber das ist nicht die alleinige Erklärung. Während in den Segmenten, in denen ich tätig bin, also Humor und Schreiben, die Dinge durch ein fortschreitendes Lebensalter und Lebenserfahrung eher erleichtert werden.

Also kann man sagen, dass es als Schriftsteller leichter ist, in Würde zu altern, als als Popmusiker?
Ja, man kann eben überhaupt alt werden. Natürlich, wenn man einen Riesenerfolg hat als junger Musiker, dann füllt man später immer noch ganz gut die Hallen, hat dann aber auch, was ich wahnsinnig trist fände, ein entsprechend mitgealtertes Publikum.

Oder man hält lange genug durch, so wie Leonard Cohen. Dann sind die Hallen voll, wenn man im Alter wieder auftritt.
Ja, aber es ist auch ein entscheidendes Kriterium, das sage ich jetzt mal mit einem etwas doofen Wort, für meine Coolness. Wenn ich in die Halle gucke und schaue, was für Leute kommen da. Ich bin 46 und wenn Vierzig- bis Sechzigjährige zu meinen Veranstaltungen kämen, dann wäre ich wohl befremdet und würde den Live-Act wahrscheinlich aufgeben, weil ich es nicht ertragen könnte. Aber bei mir sind die im Schnitt alle zwanzig Jahre jünger als ich und gut gekleidet, wirken ganz lustig, eher so akademisch und szenig – und das ist für mich schon ein ganz zuverlässiger Indikator, egal ob dann nun zweihundert kommen wie bei mir oder fünftausend, das spielt nicht die Rolle. Für mich ist es einfach so, dass die Leute, die zu meinen Auftritten kommen, auf der richtigen Seite zu stehen scheinen.­
Zurück zur Musik. Wie Sie in „Fleisch ist mein Gemüse“ beschreiben, war Ihr musikalischer Anfang ja eine richtige Tortur. Der Unterricht auf der Geige bei Frau Fischer wird ja nicht besonders freundlich beschrieben. Wie haben Sie das ausgehalten beziehungsweise warum haben Sie das Musizieren nicht abgebrochen?
Ja, mit der Geige, das ist ein Phänomen, mit dem wohl viele umgehen müssen, wenn sie ein Instrument lernen: dass sie sich trotz vorhandener Grundmusikalität einfach für das falsche Instrument entscheiden. Ich glaube, es gibt so eine gewisse Grundmusikalität und dann gibt es spezifische Begabungen für Instrumente. So gibt es den typischen Schlagzeuger oder Klavierspieler, da geht es um Unabhängigkeit der Bewegungen voneinander, da war ich relativ schlecht. Beim Klavier, da bin ich technisch nicht weit gekommen. Ich wäre auch als Blechbläser gescheitert und bin es eben auch als Geiger. Ich war froh, dass ich dann zum Glück die Flöte und später das Saxofon entdeckt habe, ich bin also Holzbläser. Das kann ich gut und da liegt eben meine spezifische Begabung. Ich denke, es müssen beide Kriterien vorhanden sein: Musikalität einerseits und die Wahl des richtigen Instruments andererseits. Und ich bin damals aus einer ganz normalen puber­tären Egal-Haltung heraus zum Geigenunterricht gelatscht und dann eben vier Jahre dabei geblieben.

Mit dem richtigen Instrument, also der Flöte, haben Sie dann ja später, wie Sie schreiben, oft Stunden verbracht.
Ja, da wollte ich es dann wissen. Da habe ich Ehrgeiz entwickelt, aber auch nur deswegen, weil ich gemerkt habe, dass ich Fortschritte mache, dass sich das lohnt.

Als Instrumentallehrer, als der Sie ja auch tätig waren, haben Sie diesen Ehrgeiz bei anderen dann weniger hervorlocken wollen…
Na ja, das war vielleicht auch bei mir das Schicksal des durchschnittlichen Musiklehrers auf dem Land oder in privaten Schulen. Da werden einem halt irgendwelche Kinder aufs Auge gedrückt, von denen eins von zwanzig so musikalisch ist, dass man selber den Ehrgeiz ent­wickelt, es zu fördern. Die Kinder werden von ihren bürgerlichen Eltern in die Musikschule geschickt, um ein Instrument zu lernen, die haben oft selber keine Lust dazu. Aber ich will es jetzt auch nicht nur auf die Kinder schieben. Ich bin einfach zum Pädagogen komplett ungeeignet. Ich hab da keinen Spaß dran gehabt, selbst bei den Begabten nicht.

„Jedem Kind ein Instrument“ lautet der Slogan einer Kampagne, die in Nordrhein-Westfalen gestartet wurde und nun weitere Verbreitung erfahren hat, die zum Ziel hat, möglichst vielen Kindern Instrumentalunterricht zu ermöglichen. Was halten Sie davon?
Also, wenn der Musikunterricht früh flächendeckend eingeführt wird, dann ist das ja erstmal gut, wenn dadurch auch die an ein Instrument kommen, die sonst nicht drankämen, aus welchen Gründen auch immer. Sei es, dass die Eltern kein Geld haben oder gar nicht auf die Idee gekommen wären. Frühe Förderung finde ich gut. Aber ich bezweifle, dass aus allen Musiker werden. Ich bin der Meinung, Talent setzt sich durch. Die ganz wenigen, die wirklich begabt sind, die kriegen das auch irgendwie hin, dass sie dann Musiker werden. Ich bin gegen alle diese staatlichen Maßnahmen, die ja oft so was wie Elitenbildung im Hinterkopf haben, da bin ich skeptisch. Obwohl ich nicht einmal so richtig begründen kann, weshalb. Da gibt es ja bestimmt irgendwelche empirischen Studien, die den Erfolg von früher Förderung belegen, aber damit kenn ich mich nicht aus.

Was bedeutet Musik für Sie?
Musik ist essenzieller Bestandteil meines Lebens insofern, als ich über das Hören von Musik, von lauter Musik, in Zustände geraten kann, die, besonders in Verbindung mit Alkohol, durchaus ekstatisch sind; das ist für mich die aktuelle Funktion von Musik: auszugehen, zu tanzen, zu feiern, zu trinken, Musik zu hören und darüber in Zustände zu geraten, die archaisch sind. Früher gab es andere Phasen. Als Kind und Jugendlicher hab ich viel Klassik gehört, das funktionierte natürlich auf einer ganz anderen Ebene. Später war es dann der Jazz, speziell diese ECM-Geschichten, also Jan Garbarek, Keith Jarrett, Pat Metheny und so, das ist was anderes gewesen, das hört man auch nicht so laut. Mittlerweile hat mein Musikgeschmack eine leichte Verprollung erfahren. Auch die Funktion, die Musik für mich hat.

Was meinen Sie mit Verprollung?
Na ja, wenn ich jetzt sage: trinken, laut Musik hören, rumgrölen, dann ist das ja nicht gerade kultiviert.

Hat das etwas mit den Jahren bei Tiffanys zu tun?
Nö, überhaupt nicht. Bei Tiffanys hab ich die Musik, die wir da gemacht haben, überhaupt nicht ernst genommen. Ich hätte genauso gut Pizza ausfahren können oder sowas. Die Musik war entkoppelt von allem. Wir haben ja immer die gleichen Stücke gespielt, die sich in den allerseltensten Fällen mit meinem persönlichen Geschmack gedeckt haben.

Wie haben Sie das ausgehalten?
Na, Augen zu und durch. Der Mensch ist ja in der Lage sich zu gewöhnen. Eines seiner herausragenden Merkmale ist seine unfassbare Anpassungsfähigkeit. Im Nachhinein kann ich mir auch nicht mehr vorstellen, dass ich tatsächlich in Situationen war, die sich ja so nicht wiederholen werden. Dazu gehören auch die vier Jahre mit meiner Mutter als Pflegefall. Aus heutiger Sicht ist mir das unvorstellbar, wie das gegangen ist. Und viele Leute haben sich damals auch gewundert: Was, deine Mutter wohnt bei dir? Das schaffst du doch gar nicht! Das waren so die Kommentare, und das war auch schwer, aber: Ich hab mich dran gewöhnt.
Es gab letztlich keine Alternative und so war es bei Tiffanys auch. Ich hätte aussteigen können und mich beim Sozialamt anstellen müssen. Dann lieber Tanz­musik. Und, das muss man auch sagen, es ist nicht grade fürstlich bezahlt, aber dafür, dass es so viele Musiker gibt, die auf dem normalen Markt scheitern würden, verdienen die eben viel. Damals waren das so 350 Mark, heute wäre es wohl das gleiche in Euro. Und das ist ja nicht schlecht, schwarz und für einen Abend. Da muss ein Handwerker ganz schön lange für ins Gerüst steigen.

Ja, man amüsiert sich beim Lesen von Schilderungen dieser Auftritte zwar, aber zugleich steigt einem doch ein bisschen der Grusel hoch, wenn beschrieben wird, wie die Leute nach dem x-ten Bier auf die Tische springen und zum hundertsten Mal den gleichen musikalischen Kracher hören wollen und man sich vorstellt, wie der Musiker sich in dieser Situation fühlt. Was hat es Ihrer Meinung nach mit dieser Art von Musik auf sich? Ist sie Ausdruck eines falschen Bewusstseins?
Ach nein, man darf den Leuten nichts Böses dabei unterstellen. Ich hab das Publikum auch nicht verachtet, auch wenn es vielleicht manchmal ein bisschen danach klingt. Aber es sind ganz normale, liebe Leute mit einem eher einfachen Geschmack. Und am Wochenende, bei den Silberhochzeiten oder so, da brauchen sie deftige Kost und Volkslieder oder Oldies oder so Kram. Das ist auf dem Land halt so. Und überhaupt nicht verwerflich. Da trifft sich eben nicht der intellektuelle Hochadel. Sondern ganz normale Leute.

Sie haben ja teilweise offenbar einen guten Instrumentalunterricht genossen. Wenn Sie heute nochmal im Unterricht stünden, was würden Sie sich dann wünschen?
Also, was die Geige angeht, habe ich ja den prägnanten Satz geschrieben: Ich mochte die Geige nicht und die Geige mochte mich nicht. Und die arme Frau Fischer konnte da nichts mehr richten. Ich habe später das Glück gehabt, dass ich eine herausragende Flötenlehrerin hatte, die mich nach Kräften gefördert hat. Das war die Frau vom damaligen Präsidenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und die hatte es echt raus. Die war pädagogisch weit vorn, war sehr genau und hat mir Flöte spielen noch mal von der Pike auf beigebracht. Meine erste Lehrerin war so mittelmäßig, aber meine Mutter hat mich da weggeholt und das mit der neuen Lehrerin eingetütet. Und auch meine Klavierlehrerin war eine bezaubernde und feine Frau, auch die hat mir im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten viel beigebracht.

Und jetzt sind Sie bei der Literatur angelangt.
Ja, aber nicht nur. Ich arbeite auch am Hamburger Schauspielhaus. Mit Studio Braun machen wir dort alle zwei Jahre ein neues Stück, als Regietrio. Was darüber hinaus noch kommen wird, bleibt abzuwarten, aber ich bin da ein offenes System. Ich halte es zwar für nicht unwahrscheinlich, dass ich der Literatur treu bleibe, aber kann mir auch durchaus vorstellen, dass ich irgendwann entweder die Nase davon voll hab oder erfolglose Bücher schreibe – und das will ich dann auch nicht.

Und dann würden Sie zur Musik zurückkehren?
Also, ich hätte schon Lust, wieder Musik zu machen. Ich habe zuhause ein wirklich gutes Studio, das liegt seit fast fünf Jahren brach, und ich würde mir wünschen, damit wieder mehr zu machen. Immerhin werde ich im nächsten Jahr eine CD mit alten Stücken herausbringen, die noch nicht veröffentlicht worden sind. Die sind vom Sound her nicht ganz up to date. Und ich würde die gerne mal nachbearbeiten, hätte gerne mal ein Vierteljahr Freiraum, wo ich wieder Musik mache. Es ist einfach ein anderer Spaß, Musik zu machen. Bei der Literatur ist alles so still und man sitzt da so, na ja. Bei der Musik mache ich mir eine Art Layout und dann schiebt man den Regler nach oben und hört etwas, erlebt einen physischen Effekt der Lautstärke und bekommt dieses Gänsehaut-Gefühl, weil man sich so an dem freut, was man grade gemacht hat. Das fehlt mir beim Schreiben schon sehr, das ist doch eine viel weniger sinnliche Angelegenheit.

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