Cirri, Giovanni Battista

Sonata für Violoncello und Klavier C-Dur

hg. von Wolfgang Birtel

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2009
erschienen in: üben & musizieren 5/2009 , Seite 62

Auf erfreuliche Weise unterscheidet sich diese Ausgabe von anderen Publikationen schon im Vorfeld der Noten: In einer knappen Einführung skizziert Herausgeber Wolfgang Birtel Leben und Werk des Cellisten und Komponisten Giovanni Battista Cirri. Allzu häufig bleibt dieser Hunger ungestillt und der interessierte Benutzer ist auf Umwegrecherche angewiesen.
Seine Ausbildung erhielt Cirri, 1724 in Forlì geboren, zunächst bei seinem Bruder und später in Bologna beim berühmten Padre Giovanni Battista Martini, dessen Unterricht auch Mozart während seiner Italienreisen genoss. Zu einer direkten Begegnung zwischen Mozart und Cirri kam es ebenfalls, allerdings nicht in Bologna: Beim ersten und beim letzten Londoner Konzert des Wunderknaben (1764/65) trat Cirri jeweils als Solist auf. Erst 1780 kehrte Cirri nach Italien zurück und amtierte bis zu seinem Tod 1808 in der Nachfolge des Bruders Ignazio als Kapellmeister seiner Heimatstadt.
Zahlreiche seiner Cello-Kompositionen von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wurden bereits zu Cirris Lebzeiten gedruckt. Die hier aufgelegte C-Dur-Sonate – ein Werk, das sich aufgrund seiner geringen technischen Ansprüche (leichter als Breval, leichter als Marcello!) gut für den Unterricht eignet – ist derzeit auch in einer von Hannelore Müller edierten Version im Verlag Heinrichshofen greifbar. Ein Vergleich der beiden Ausgaben endet, sportlich ausgedrückt, mit einem leistungsgerechten Remis: Beide enthalten jeweils eine Continuo-Cellostimme sowie eine leicht spielbare Klavieraussetzung. Im Gegensatz zur funktionalen Schlichtheit der Heinrichshofen-Version ist die Schott-Klavierstimme aufwändiger gesetzt, sie erlaubt sich allerdings auch einige melodische Freiheiten, die hier und da die Führungsrolle des Solo-Cellos zu gefährden scheinen.
Die herausgeberischen Zutaten sind hier wie dort untadelig: Rainer Mohrs hat die Cellostimme der Schott-Ausgabe mit guten Fingersatzvorschlägen versehen, denen man allenfalls entgegenhalten mag, dass wir armen Lehrer ja stets Überzeugungsarbeit leisten müssen, unsere SchülerInnen zum Gebrauch der 2. und 3. Lage zu animieren, wenn es unter Inkaufnahme mancher Hüpfer zum e’ und zurück scheinbar auch anders geht. Die hinzugefügten dynamischen Bezeichnungen (auf die Heinrichshofen verzichtet) und Ligaturen sind ebenfalls unanfechtbar, einzig der in beiden Ausgaben anzutreffenden Idee, im langsamen Satz dem schweren Taktteil einen Aufstrich, dem Auftakt hingegen einen Abstrich zu verpassen, versagen wir ausdrücklich unsere Zustimmung!
Von der besonderen Eignung dieser Sonate für die Unterrichtspraxis zeugt nicht zuletzt die Tatsache, dass zwei konkurrierende CD-Playalong-Versionen (Famiro, Dowani) auf dem Markt sind. Insofern ist zu begrüßen, dass nun auch mehrere Druckausgaben greifbar sind, wobei nicht verschwiegen werden soll, dass die Heinrichshofen-Edition für einen überschaubaren Mehrpreis insgesamt drei Cirri-Sonaten bietet.
Gerhard Anders