Jäger, Tilmann

Praxis Klavierbegleitung

Bausteine für Lied, Folk, Pop und Jazz, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2008
erschienen in: üben & musizieren 4/2009 , Seite 56

Der vorliegende Band trägt verschiedenen Bedürfnissen unterschiedlicher Adressaten nach praktischen Hilfen bei spontanen Klavierbegleitungen Rechnung: Klavierspiel bei geselligen Abenden, im Kreis der Familie oder unter Freunden, des Chorleiters zur Unterstützung bei Proben, des Lehrers in seiner Klasse oder der Musikschullehrerin im Unterricht. Dementsprechend bietet Jäger eine große Bandbreite unterschiedlicher Stilarten. Beschränken sich traditionelle Lehrbücher auf klassische Satzmuster, so wird hier der Schwerpunkt auf pop- und jazzartige Begleitmuster gelegt.
Dabei weist “Praxis Klavierbegleitung” viele Vorzüge auf. Exemplarisch wird an ausgesuchten Liedern und Songs die Technik des Begleitens gezeigt, wobei der Autor von elementaren Modellen ausgehend behutsam anspruchsvollere Techniken einführt. Begleitungen mit Bordun, ostinaten Bässen und einfachen Kadenzen bilden das Ausgangsmaterial.
Eine besondere Klippe ist immer wieder die Nomenklatur. Hier befolgt Jäger konsequent die anglo-amerikanische Symbolschrift, die sich übrigens problemlos auch bei einfachen klassischen Liedbegleitungen anwenden lässt. Für eher klassisch Gebildete führt er aber auch die Stufen- und Funktionstheorie ein. Bei allen kontroversen Positionen und der unübersehbaren Fülle von Möglichkeiten wählt der Autor praxisnahe überzeugende Lösungen.
Das Buch ist in sieben Bausteine gegliedert, wobei jeder ein spezielles Thema hat (Wechselbass, Melodie in der Begleitung, Popsongs, lateinamerikanische Rhythmen, ternäre Phrasierung, Gestaltung eines Vorspiels, vierstimmiger Satz). Der Begriff „Baustein“ signalisiert Offenheit und die Möglichkeit für Seiteneinsteiger. Jeder Baustein enthält klug ausgewählte Lieder und Songs, Begleitmodelle, Theorie-Infos und Aufgaben zum selbstständigen Üben. Im Anhang finden sich die Lösungen. Alle Lieder werden vollständig mit Text abgedruckt, damit man beim Spielen selbst mitsingen kann, worauf der Autor großen Wert legt. Allerdings verlangt er gewandte, fortgeschrittene KlavierspielerInnen, Anfänger würden scheitern.
Etwas isoliert stehen auf den Seiten 116 bis 120 rhythmische Übungen. Sie stehen im Zusammenhang mit Jazzimprovisation, die meines Erachtens zu weit vom Thema des Buchs wegführen. Außerdem ist es fraglich, ob sich Jazzimprovisation mit solch rigiden Regeln wie hier abstrakt lehren lässt.
Die mitgelieferte CD bietet alle gegebenen Muster und Beispiele auch akustisch. Einband, Cover, Druck und optische Anordnung der Bausteine sind vorbildlich. Komplettiert wird der Band durch ein umfangreiches Glossar, das vor allem die vielen anglo-amerikanischen Begriffe klärt, und eine detaillierte Auflistung aller CD-Beispiele mit jeweils kurzen Kommentaren. Wegen der vielfältigen Verwendbarkeit ist das Werk sehr zu empfehlen.
Otto Junker