Fuchs, Michael (Hg.)

Stimmkulturen

Kinder- und Jugendstimme

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Logos, Berlin 2008
erschienen in: üben & musizieren 5/2008 , Seite 57

Kinder singen. Gerne. Meistens. Vielleicht nicht immer das, was man sich als Erwachsener so wünschen würde, aber immerhin. So sehen das zumindest viele MusikpädagogInnen in ihrer täglichen Praxis. Man muss nur immer kreativer werden, um an die schillernde Pop-Industrie anknüpfen zu können, dabei aber auf die entwicklungsphysiologischen Aspekte der Kinderstimme achten. So man sie kennt…
Michael Fuchs eröffnet als Herausgeber einen thematischen Reigen rund um das Thema „Kinder- und Jugendstimme“ unter dem Leitbild „Stimmkulturen“. In den vorliegenden Band, der aus dem 5. Leipziger Symposium zu oben genanntem Thema hervorging, sind Beiträge sowohl aus medizinischer, musiksoziologischer, musikalischer wie psychologischer Sicht eingeflossen und geben dem interessierten und gerne schon recht kundigen Leser einen Überblick über die Komplexität dieser Thematik sowie wertvolle Anregungen für das eigene Tun: sei es im Hinblick auf Impulse z. B. bei der Ursachenforschung nach „typische[n] Erkrankungen der Ansatzräume“ (Fuchs/Meuret) oder auch im Musikpraktischen z. B. im „Ensemblesingen Alte Musik“ (Gramms).
Zwar führt manch ein Kapitel sehr weit in für MusikpädagogInnen thematisch nicht zentrale Bereiche – so z. B. in Bezug auf die Erläuterung der Durchführung des Prick-Tests –, aber schließlich ist der Blick über den Tellerrand, den vorliegender Band in geradezu beispielhafter Weise ermöglicht, sehr bereichernd.
Bei so manch einem Symposium wäre man selbst gerne dabei gewesen, so auch hier: Aus den meisten Artikeln lässt sich erahnen, dass mögliche Diskussionen nach den zugrunde liegenden Vorträgen sehr anregend gewesen sein mussten. Freilich wären auch noch bei einzelnen Referenten offene Fragen zu klären, die sich im vorliegenden Band leider nicht so ganz von alleine lösen lassen. So drängt sich etwa in Klaus Brechts Artikel „Stimmspiele“ der Eindruck auf, hier seien überwiegend die Präsentationsfolien ohne die sicher hilfreichen Gelenksätze des Referenten abgedruckt. Eine Kontaktadresse für Rückfragen und auch für ein positives Feedback aus dem Anwendungsbereich wäre hier generell hilfreich.
Da überdies dieses Buch nicht ausschließlich als Tagungsband für die Symposiumsteilnehmer gedacht ist, sondern inhaltlich eine große Bereicherung für alle sängerisch mit Kindern und Jugendlichen befassten MusikpädagogInnen im weitesten Sinne darstellt, wäre es im ansonsten sehr leserfreundlich präsentierten Buch wünschenswert gewesen, auch Angaben zu den Forschungsschwerpunkten der Autoren mit zu veröffentlichen.
Christina Humenberger