FunTastereien

17 leichtere Klavierstücke von Stephan Adam, Thomas Böttger, Udo Diegelmann, Peter Hoch, Hubert Hoche, Christian FP Kram, Stefan Lienenkämper, Willy Merz, Xaver Paul Thoma

Rubrik: Noten
Verlag/Label: H. H.-Musikverlag, Helmstadt 2008
erschienen in: üben & musizieren 5/2008 , Seite 63

Für die vorliegende Sammlung mit leichten bis mittelschweren Klavierstücken haben sich acht deutsche und ein Schweizer Komponist zusammengetan. Jeder von ihnen lieferte ein bis vier Stücke im Umfang von je ein bis zwei, maximal drei Seiten. Ergänzt wird das Ganze durch kurze Biografien der Komponisten und kleine Kommentare zum Hintergrund, zur Idee und zu den Aufgabenstellungen der in den Jahren 2006 und 2007 komponierten Stücke.
Es ist natürlich immer zu begrüßen, wenn erfolgreiche Komponisten der Gegenwart (in diesem Fall aus Jahrgängen zwischen 1937 und 1968) Stücke für Schüler bzw. nicht sehr fortgeschrittene Klavierspieler schreiben. Die vorliegenden kleinen Kompositionen bieten hier zunächst ein breites Spektrum neuerer Kompositions- und Spieltechniken: Cluster, Klangfilter nach dem Vorbild der lachenmannschen „Filterschaukel“, Resonanzen, Baukastenprinzip (der Spieler schafft jedesmal eine eigenständige Form aus vorhandenen Materialbausteinen), Einbeziehung von Stampfen, Klatschen, Klopfen, Zupfen der Saiten, Benutzung einer Triangel usw. Musikalisch bewegen sich die Stücke von einer kleinen Fughette bis zu Stücken mit Jazzanklängen, wobei für alle eine bewusste und differenzierte Behandlung von Rhythmik, Dynamik, Tempo, Agogik und Pedal charakteristisch ist.
Das Instrument wird in allen Lagen benutzt, im Hinblick auf die Zielgruppe wurden große Griffe vermieden (nur einmal gibt es Akkorde im Oktavrahmen). Der Notentext ist überall sorgfältig bezeichnet und gut lesbar (grafische Notation gibt es nicht). Lediglich Fingersätze wurden ausgespart, was in der Mehrzahl der Stücke wegen ihres klaren Klaviersatzes aber auch nicht unbedingt vermisst wird.
Klanglich sind die Stücke von unterschiedlichem Reiz. Peter Hochs Geheimnisvolle Spur regt an, innere Verbindungen zwischen den Elementen des musikalischen Materials – den „Bausteinen“ – aufzudecken. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten; fast scheint die Menge der Teile so groß zu sein, dass es wohl gar nicht einfach sein wird, sie alle beim Spielen im Bewusstsein zu behalten. Aufmerksamkeit für den Rhythmus verlangen u. a. zwei Impressionen von Christian FP Kram, wobei das zweite Stück hier noch mit einer Überraschung aufwartet: In einem leicht jazzigen Umfeld taucht plötzlich ein Kinderlied auf. Dass auch in den leichten Stücken der Sammlung musikalisch Charakteristisches zu finden ist, zeigen einige Stücke von Stefan Lienenkämper und Stephan Adam.
Abschließend sei noch gesagt, dass die Stücke trotz ihres moderaten Schwierigkeitsgrades nicht unbedingt alle gleichermaßen für Kinder geeignet erscheinen, das aber vielleicht auch gar nicht wollen – schließlich gibt es genug ältere Klavierschüler.
Linde Großmann