Schullz, Axel Christian

do, re, mi… – was ist das?

Relative Solmisation kompakt und übersichtlich erklärt

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: GNPG Verlag, Oberhausen 2008
erschienen in: üben & musizieren 4/2008 , Seite 50

Sicheres Singen, vollkommen klare Tonvorstellungen und auch das lockere Überspringen der „Hürde des prima vista“ – welche Chorleiterin, welcher Musikpädagoge wünschte sich nicht, dass der Weg von den abstrakten Noten hin zu einer energetisch ausgefeilten Klangvorstellung ein nicht so dorniger wäre?
An diesem Dilemma feilen verdienstvolle Musiker und Pädagogen bereits seit Jahrhunderten – allen voran Guido von Arezzo, auf dessen Solmisationslehre sich auch Axel Christian Schullz in seinem Büchlein über die relative Solmisation bezieht. Der Praktiker Schullz führt in seinem klug aufgebauten Buch zunächst kurz und prägnant in das Thema ein, stellt sich und den LeserInnen erläuternd die sich aus diesem Kontext ergebenden Fragen und gibt anhand zahlreicher Beispiele Einblick in die praktischen Anwendungsmöglichkeiten dieser Lehre: Die relative Solmisation kann so als plausibles Konstrukt zum Erlernen der Tonbezüge untereinander dienen; durch die Verknüpfung der allgemein gültigen und übertragbaren, das heißt nicht auf die absolute Tonhöhe bezogenen Silben mit sinnhaften Handzeichen, die zum Teil den energetischen Gehalt des Einzeltons im Kontext zu verdeutlichen helfen, verknüpfen sich die Lerninhalte in idealer Weise hin zum Lernen mit „Hirn, Herz und Hand“.
In der Literaturlandschaft zu diesem Thema nimmt sich Schullz’ geheftetes Büchlein im annähernden DIN-A6-Format sowohl inhaltlich als auch äußerlich angenehm kompakt aus. Allerdings sollten die Adressaten, zu denen Schullz auch ausdrücklich Eltern solmisationskundiger Kinder zählt, sich schon recht gut mit Notenlehre und Musiktheorie auskennen. Auch sollten sie singen können und die unterschiedlichen Qualitäten der Tonbezüge kennen, da sonst ob der Fülle der praxisbezogenen und überaus fundierten Erläuterungen und Beispiele das Verstehen der Materie nicht leicht möglich ist. Überhaupt spürt man bei der Lektüre hinter jedem Satz den versierten Praktiker, der sich des Umgangs mit der von ihm propagierten Methode und ihres Nutzens sicher ist.
Dennoch darf genau diese für den notenkundigen Leser auch kritisch hinterfragt werden, stellt sich doch auch das Problem einer Doppelcodierung und späteren Anwendungsproblematik. Aber das ist ein anderes Thema; Schullz macht in seinem Buch Lust auf die Auseinandersetzung mit der relativen Solmisation, gibt viele Beispiele zur Anwendung und Ideen für das eigene musikalische Tun. Die Lektüre regt dazu an, über musikalische Wahrnehmungen nachzudenken und pädagogische Impulse in das eigene Tun zu integrieren.
Christina Humenberger