Kastelein, Jaap

Schritt für Schritt

In einfachen Schritten Flöte spielen lernen, mit Video-DVD und 2 CDs, Band 1 / Klavierbegleitung

Rubrik: Noten
Verlag/Label: De Haske, Heerenveen 2007
erschienen in: üben & musizieren 4/2008 , Seite 62

In einfachen Schritten, aber mit großem Medien-Aufwand will die neue Schule von Jaap Kastelein erfolgreich zum Flötenspiel hinführen. Das Spiel- und Arbeitsheft mit 14 Lektionen auf 60 Seiten enthält kurze, gut und ideenreich gestaltete Übungen für Finger und Ohren, jede Lektion wird mit einem längeren Spielstück abgeschlossen. Unterstützt durch kindgemäß einfache Griffbilder wird der Tonraum von h’ aus bis d’ und a” erweitert, als Vorzeichen sind b und fis zu lernen.
Soweit ist das nichts Neues, aber dass fast zu jeder Zeile des Hefts eine Begleitung gehört und nur mit CD geübt wird, das hat es in dieser Konsequenz bisher wohl noch nicht gegeben. Takt und Rhythmus erhalten dadurch viel mehr Aufmerksamkeit, als es sonst im Anfangsunterricht üblich ist. Alle Tracks haben zweitaktige Vorzähler, so ist das Zusammenspiel später kein Problem mehr.
Die Musikauswahl orientiert sich ausschließlich an Lied und populärer Musik (An die Freude ist dabei und Jingle Bells auch), eine Festlegung, die nicht jeder Lehrkraft gefallen wird. Den SchülerInnen wird es bestimmt Spaß machen, gleich von Anfang an mit einer kleinen „Band“ spielen zu können. Will man sich als LehrerIn nicht nur auf die beiden Scheiben verlassen und sich nicht immer nur dem vorgegebenen Ablauf unterwerfen, der wenig Gestaltungsfreiheit lässt, dann ist das Klavierbegleitheft zu empfehlen, das nur die Spielstücke enthält.
Die DVD könnte (und sollte) Vorbild sein, ist aber nicht vorbildlich genug; als eine Art „Selbstunterricht durch die Hintertür“ ist sie für den Unterricht sogar eher kontraproduktiv. Begleitet von Hintergrundmusik und geführt von einer Lehrer-Stimme aus dem Off zeigt eine kleine Flötenschülerin in knapp 20 Minuten Auspacken, Zusammensetzen, Spielhaltung, Atmung und Ansatz, Tonbildung und ersten Griff, danach dann Auseinandernehmen, Putzen und Einpacken. Beim Hantieren mit dem Instrument sollte man aber lieber nicht zuschauen, das ist ganz und gar nicht vorbildlich!
Der Ansatz wird wie üblich auf dem Kopfstück vorgeführt und das Mädchen darf dabei auch selbst Töne produzieren. Es macht, trotz des offensichtlich noch zu großen Instruments, seine Sache sehr ordentlich. So hilfreich die Arbeit mit Medien grundsätzlich sein kann, mit dieser DVD sollte man die SchülerInnen nicht allein lassen.
Damit das Konzept der Schule funktionieren kann, war eine konsequente Reduzierung des Lernstoffs nötig. Erklärt wird deshalb kaum etwas, Hinweise zur Tonbildung usw. bleiben dem Unterrichtenden überlassen. Leider hat das auch dazu geführt, dass z. B. Legato als Durchblasen während man den Griff wechselt erklärt und das Überblasen erst gar nicht thematisiert wird. Trotzdem lässt sich mit dieser Flötenschule durchaus sinnvoll arbeiten, im Einzel- wie im Gruppenunterricht.
Ursula Pesek