Schumann, Andreas

Saitenkunst mit Lena und Tom

Ensemble- und Lagenschule für Gitarre in 2 Bänden. Band 1: Elementarbereich, Ensemblespiel, Arpeggiotechnik, Vorbereitung auf das Lagenspiel – Solo bis Quartett

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bosworth, Berlin 2007
erschienen in: üben & musizieren 2/2008 , Seite 60

Diese neue Gitarrenschule versteht sich als Ensemble- und Lagenschule, obwohl außer der I. Lage nur noch die III. Lage aufscheint. Da ein einführendes Vorwort fehlt (ebenso wie ein Hinweis auf verschiedene Gitarrengrößen), muss die Zielsetzung aus dem Inhalt erschlossen werden. Danach ist dieses Lehrwerk für AnfängerInnen im Gruppenunterricht konzipiert. Musiziert wird mit leeren Saiten, zweistimmig beginnend, was dann bis zu vier- und fünfstimmigen Arrangements bzw. Eigenschöpfungen ausgebaut wird. Dabei fällt der stilistisch ausgewogene Mix aus deutschen Volksliedweisen, gelegentlichen Klassikeinschüben (Hausmann, Mozart, Beethoven, Verdi etc.) bis hin zu Folklore und Pop-Anleihen positiv auf.
Andreas Schumann stellt die Tonart G-Dur in den Mittelpunkt seiner methodischen Einführung, ist aber mit Vorzeichen äußerst sparsam. Sogar die G-Tonleiter wird mit dem Ton f dargestellt (Seite 48), obwohl der komplette D7-Akkord ab Seite 10 geübt wird. Die übrigen Vorzeichen sind selten, das b-Vorzeichen kommt überhaupt nicht vor. Ob bei AnfängerInnen besser mit dem Anschlag des Daumens begonnen wird wie hier oder besser mit dem Apoyando-Wechselschlag, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden.
Wenn aber nach Einführung des angelegten Wechselschlags nicht einmal drei Beispiele durchgehend bezeichnet sind (die Nr. 33 noch dazu mit zwei Druckfehlern) und danach 14 Seiten lang überhaupt nichts mehr angegeben wird, dann mag der Verfasser dem Wechselschlagprinzip keinen großen Stellenwert einräumen. Außerdem scheint ihm der Unterschied zwischen „richtigem“ und „falschem“ Saitenwechsel nicht bekannt zu sein. Und der Ringfinger der rechten Hand kommt überhaupt erst am Schluss des Heftes vor.
Nicht hinnehmbar ist das katastrophale Layout mit völlig unpraktikablen Wendestellen mitten im Stück, beginnend bei Seite 15, sich bis Seite 112 nicht weniger als 18 Mal wiederholend. So macht man (auch wenn das Notenbild insgesamt deutlich gestaltet ist) keine Anfängerschule! Diese enthält zwar eine Anzahl sehr brauchbarer Ensemblesätze, aber wegen einer ganzen Reihe methodisch-didaktischer Kritikpunkte ist die neue Gitarrenschule kein Highlight. Im Übrigen bin ich dafür, dass gerade bei Unterrichtswerken für Gitarre der oktavierende Violinschlüssel angewendet werden sollte.
Jürgen Libbert