Werner, Almut

Im Notenballon um die Welt

Eine Blockflötengeschichte. Mit Bildern von Wolfgang Steinmeyer

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Mieroprint, Münster 2007
erschienen in: üben & musizieren 2/2008 , Seite 63

Sicherlich: Jeder Lehrer und jede Lehrerin hat schon von musikalischer Motivation gehört. Musikalische Motion jedoch ist etwas, das im alltäglichen Leben eher selten begegnet. Deshalb kann Adda, die junge Heldin dieser Blockflötengeschichte von Almut Werner, es anfangs auch kaum glauben, als eines Abends ein Ballon in ihr Zimmer fliegt, der mit einem Einwohner des Landes Harmonien besetzt ist und mit einer Melodie angetrieben wird. Von Edgah, dem Harmonier, erfährt sie, dass dieses Land vom bösen Kakophonus mit Disharmonie bedroht wird und sie auserwählt ist, zusammen mit ihrem Gast acht Lieder aus verschiedenen Erdteilen zu sammeln, um Harmonien zu retten. Mit dem Ballon reisen die beiden dann nach England, in die Türkei, nach Indien, Japan, Australien, Amerika und Afrika, wo sie viele Menschen kennen lernen, die ihnen die benötigten Lieder vorspielen und -singen.
Diese kleine Geschichte erzählt die Autorin kurzweilig, mit feinem Humor, und flicht dabei dezent und unaufdringlich didaktische Inhalte ein. Denn auf der Reise lernt Adda (und mit ihr die lesenden und spielenden FlötenschülerInnen) so ganz nebenbei außer den Liedern auch noch musikalische Begriffe wie piano und forte, crescendo und decrescendo, Diminution und Augmentation, Enharmonik, Transposition, Quodlibet und Krebs kennen. Diese Termini werden im Text meist durch Vergleiche – etwa mit der Sprache – erklärt; in einem Anhang mit Arbeitsblättern dann noch einmal in rein sachlichen Worten, denen meist eine kleine Übung zum Thema folgt. Außerdem gibt es ein wenig grafische Notation, inklusive Vorschläge zur individuellen Ausführung, die zum Ausprobieren und Spaß-Haben einladen.
An Spielstücken für die Sopranblockflöte finden sich neben den harmonisch typischen Liedern der verschiedenen Länder auch noch diverse Stückchen zur Einführung und Erläuterung der Fachtermini; dazu jeweils einige Takte der geografisch angebrachten Nationalhymnen, die dem Notenballon als Navigationssystem dienen. Der Ambitus reicht dabei von c’ bis g”. Vom Schwierigkeitsgrad richtet sich das Heft durchgängig an SchülerInnen mit etwa zweijähriger Flötenerfahrung; es ersetzt keine Flötenschule. Die Stücke und Kanons sind fast alle mit Akkordbezeichnungen, vereinzelt auch zweiten bis dritten Stimmen zur Begleitung versehen, die bewusst einfach gehalten und so auch etwa von Anfängern auf Klavier oder Gitarre gut zu meistern sind.
Das Heft eignet sich sowohl für den Einzel- als auch für den Gruppenunterricht vor allem im Grundschulalter, wobei Rahmengeschichte und enthaltene Melodien geradezu nach einer (szenischen?) Aufführung mit Begleitinstrumenten schreien. Die nicht ganz neue Idee einer musikalischen Weltreise ist hier nicht nur originell, sondern auch klangschön, didaktisch wertvoll und praxistauglich umgesetzt.
Andrea Braun