Reiß, Gunter

Opern und Musicals für Kinder und Jugendliche

Ein Leitfaden durch das internationale Repertoire vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Mit einer Bibliografie der wissenschaftlichen Literatur (1945-2004)

Rubrik: CD-ROMs
Verlag/Label: Forschungsstelle Theater und Musik, Universität Münster 2006
erschienen in: üben & musizieren 4/2007 , Seite 64

Seit 20 Jahren betreut Gunter Reiß die Forschungsstelle Theater und Musik an der Universität Münster. In besonderer Weise hat er sich dabei der Sichtung von Stücken für Kinder und Jugendliche zugewandt. Dies bewusst in interdisziplinärer Weise und nicht nur bezogen auf das „Werk“ im Sinne der klassischen Opernästhetik, sondern auf „alles, was Aktion, Dialog und Musik verbindet und für ein junges Publikum oder für junge Akteure geschrieben ist“. Aus der beeindruckenden Sammlung von ca. 1500 Stücken sind auf der CD-ROM 1049 ausgewählt worden, ohne eine subjektive Vorauswahl getroffen zu haben: „Lediglich das Kriterium der Publikation in einem Verlag als einer öffentliche Verantwortung tragenden Institution bestimmte die Auswahl.“ Der Nutzer soll sich nach dem erklärten Willen des Autors sein Urteil über Qualität und szenische Umsetzungsmöglichkeiten selbst bilden.
Nach Vorwort und Benutzungshinweisen, die auch im beigefügten Booklet abgedruckt sind, findet man beim Klick auf den Start-Button eine Datenbank, die sozusagen das Archiv der Forschungsstelle auf den eigenen PC holt. Nach drei Suchkriterien kann gestöbert werden: Stücke – Komponisten – Bibliografie.
Alle PraktikerInnen aus den Bereichen Oper, Theater, Schule, Musikschule werden die Suchfunktion begrüßen, die über die Eingabe eines aufführungsrelevanten Profils – wie z. B. Dauer, Stilistik, instrumentale und vokale Besetzung etc. – eine Recherche nach aufführungspraktischen Kriterien erlaubt. Bei Häufung von kombinierten Merkmalen wird allerdings die Trefferzahl stark eingeschränkt, da die Unschärfe in Gattungsbezeichnungen und der Stilistik in der Natur der Sache liegt. Nicht zuletzt sind AutorInnen auch in der Nomenklatur und der Vielfalt neuer Gattungsbezeichnungen eher fantasievoller geworden.
Dennoch macht es viel Spaß, in den angebotenen Kategorien zu blättern und zu staunen, was es so alles gibt. Daher wohl auch der Titel des Werbe-Flyers: „Und was spielen wir als Nächstes?“ Besitzer eines Mac können sich leider noch nicht auf die Suche begeben, und wer umfangreichere Notenbeispiele sucht, wird ebenfalls enttäuscht sein. Diese werden natürlich für die Arbeit mit Amateuren dringend benötigt und man wird daher um ein Ansichtsexemplar von Partitur oder Klavierauszug nicht herumkommen.
Der Materialbereich „Bibliographie“ bietet eine reichhaltige Übersicht über die zum Teil sehr verstreute und diffuse Literatur zu einem Bereich, der in den Spielplänen der Opernhäuser und Theater, aber auch als pädagogische Aufgabe in Schule und Musikschule von hoher Relevanz bleiben wird.
Thomas Holland-Moritz