Cofalik, Antoni / Józef Rychlik

Im Zirkus

für Violine und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Kassel 2006
erschienen in: üben & musizieren 3/2007 , Seite 61

Das Spielbuch Im Zirkus mit zwölf kleinen, didaktisch angelegten Kompositionen für Violine und Klavier der beiden polnischen Autoren Antoni Cofalik und Józef Rychlik ist die Fortsetzung der Sammlung Im Zoo. Kindgemäß und ansprechend durch Marcin Bruchnalski illustriert versuchen die Autoren mit diesen kleinen Stücken violintechnische Probleme durch klangliche Assoziationen mit dem Erlebnis einer Zirkusvorstellung zu verknüpfen. Dabei soll die Begeisterung von Kindern gerade für dieses Thema zum einen für die instrumentaltechnische Weiterentwicklung genutzt werden, zum andern eine spielerische Begegnung mit neuen Klängen ermöglichen.
Dies erscheint grundsätzlich gelungen. Die Zirkusattraktionen Reiten, Trapez, Clown, Zauberer, Seiltänzer und diverse „tierische Artisten“ werden klanglich und rhythmisch treffend assoziiert. So vermeint man im wiegenden 6/8-Takt die schaukelnden Trapezkünstler wahrzunehmen und in einer leicht skurril anmutenden Abfolge einfacher Spiccato-Figuren und Glissandi die tolpatschigen Späße eines Clowns zu erkennen.
Kompositorisch sind die Elemente der kleinen Stücke mit einfachen Tonleiter- und Dreiklangsfiguren sehr minimalistisch angelegt. Dies steht allerdings teilweise im Widerspruch zum technischen Anspruch. In einigen Stücken wird den kleinen MusikerInnen bereits recht viel Geschicklichkeit und insbesondere Griffsicherheit wie auch Beweglichkeit in der linken Hand abverlangt. Geschickt werden hierbei Glissandi unter anderem zu den Flageolettpunkten auf dem Griffbrett genutzt, um die linke Hand zu lösen und fixiertes Lagenspiel zu vermeiden. Geigentechnische Grundfertigkeiten wie differenziertes Strichtempo, Lagenwechsel auch in Regionen jenseits der dritten Lage, Doppelgriffe und Abstandssicherheit vom 1. zum 4. Finger für das Oktavspiel und zur Erzeugung von künstlichen Flageoletten sind technische Voraussetzung für die Ausführung.
Hierbei erscheint der Schlangenbeschwörer, ein kleines Stück mit gelungenem exotischen Kolorit, aber auch mit recht ungewöhnlichen chromatischen Flageolettfolgen, doch technisch schon recht anspruchsvoll. Spiccato in unterschiedlichen Tempi, punktierte Rhythmen und Legatospiel sind weitere geigentechnische Elemente, die mit Spielfreude, die Bewegungsfreude von Kindern geschickt ausnutzend, eingeübt werden.
Leider stellt der Klaviersatz bereits Ansprüche an die Spielfähigkeit des Klavierpartners, die ein gemeinsames Musizieren von gleichaltrigen Kindern nur schwer möglich erscheinen lassen. In Anbetracht des recht einfachen musikalischen Materials ist hier eine Chance verpasst worden. Alles in allem erscheint es aber reizvoll, diese kleine Sammlung pädagogischer Kompositionen im Unterricht auszuprobieren.
Uwe Gäb