Tschaikowsky, Peter I.

Kinderalbum

arrangiert für Flöte und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2006
erschienen in: üben & musizieren 2/2007 , Seite 67

„Ich will eine ganze Reihe absolut leichter und mit Kinder verlockenden Titeln versehener Stückchen machen, wie bei Schumann“, schrieb Tschaikowsky im April 1878 an Frau von Meck und schon Ende Juli gingen die 24 Nummern des Kinderalbums an seinen Verleger. Neun Stücke aus diesem im Klavierunterricht bewährten Heft sind jetzt von Ulrich Müller-Doppler und Peter Ludwig für Flöte und Klavier eingerichtet worden. Zielgruppe sind fortgeschrittene AnfängerInnen, die Auswahl ist einleuchtend, da die mehr pianistischen zugunsten der liedhaften Nummern weggelassen wurden. Bearbeitet wurden Morgengebet, Marsch der Holzsoldaten, Die neue Puppe, Das Begräbnis der Puppe, Mazurka, Italienisches Liedchen, Altes französisches Liedchen, Neapolitanisches Liedchen, Süße Träumerei und Der Leierkastenmann singt.
Entstanden ist eine gut klingende Einrichtung für die beiden Instrumente: In der Flöte wurden Änderungen der Oktavlage vorgenommen, um die klanglichen Möglichkeiten der zweiten und dritten Oktave einzubringen, die der Melodie notwendigerweise oft beraubte Klavierstimme wurde sinnvoll ergänzt, um die Verteilung auf zwei Instrumente auszugleichen. Dass die Tonarten beibehalten wurden, erleichtert zudem den Transfer für „begleitwillige“ Klavierschüler.
Laut Auskunft der Herausgeber basiert die Bearbeitung auf der Ausgabe der Wiener Urtext Edition für Klavier solo. Was soll man aber davon halten, dass die Flötenstimme mit Vortragsanweisungen gespickt ist, die weit über Tschaikowskys Vorlage hinausgehen, während die Klavierstimme, neben Fingersätzen, über die man sowieso immer streiten kann, merkwürdigerweise entweder gar keine oder ziemlich willkürlich gesetzte Angaben erhalten hat? Eine pädagogische Aufbereitung ist für diese Zielgruppe unbedingt sinnvoll und sie ist in der Flötenstimme durchaus gelungen, aber warum wurde die Klavierstimme nicht mit gleicher Sorgfalt bedacht? Keinen guten Eindruck machen leider auch einige ungeschickte Wendestellen in der Flötenstimme, im Marsch gleich am Anfang.
Gegenüber Schumanns Jugendalbum oder Kinderszenen ist Tschaikowskys Kinderalbum in seinen nachvollziehbaren Bildern viel eingängiger, während Schumanns musikalisch-poetische Welt mehr an Vorstellungskraft verlangt und seine Stücke, bis auf wenige Ausnahmen, eben nicht „absolut leicht“ sind. Auch wenn man die Titel des Kinderalbums heute wohl kaum mehr als „Kinder verlockend“ bezeichnen würde, helfen sie doch, eine Lücke in der Anfänger-Literatur für Flöte und Klavier zu füllen, die es im Hinblick auf romantische Musik für die ersten Unterrichtsjahre tatsächlich gibt, sodass solche Bearbeitungen hier gute Dienste leisten können.
Ursula Pesek