Becker, David

Getting your Improvising into Shape

So bringst du deine Improvisation in Form – deutschsprachige Ausgabe, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Acoustic Music Books, Osnabrück 2006
erschienen in: üben & musizieren 1/2007 , Seite 66

Improvisation nimmt für Gitarrenlehrer in der Musikschularbeit einen immer größeren Raum ein. Viele Schüler und Schülerinnen im Teenageralter zieht es unwiderstehlich zur E-Gitarre, manche von ihnen landen beim Jazz. An diese Zielgruppe wendet sich der Jazzgitarrist David Becker mit seinem 56-seitigen Heft.
Sein Ausgangspunkt ist nicht das Improvisieren auf der Grundlage von Skalen, sondern von Akkorden in der Tradition von Joe Pass. Er beginnt mit der Harmonisierung der C-Dur-Tonleiter mit Septimenakkorden, die vierstimmig nur mit gegriffenen Saiten gespielt werden. Es folgt innerhalb von C-Dur eine Kadenz in Terzverwandtschaften, deren Akkorde separat auf den Saiten 1-3, 2-4, 3-5 und 4-6 gegriffen werden. Nach dem Transfer auf andere Durtonarten schließt sich die gleiche Vorgehensweise für Moll an. Über II-V-I-Akkordfolgen, Dreiklänge in weiter Lage, rhythmische Variationen, alterierte Dominanten, übermäßige Dreiklänge bis zur weiten Lage mit leeren Saiten wird das Modell nach und nach verfeinert.
Deutlich wird, dass die SchülerInnen schon ein ganze Menge Musiktheorie kennen und eine gute Routine im Lagenspiel haben müssen, um mit diesem Heft arbeiten zu können. Dann jedoch hat man reichhaltiges Material. Eine übersichtliche Struktur, ein guter Aufbau und zahlreiche Tabulaturbilder für die einzelnen Akkorde helfen dieses nicht einfache Thema nachzuvollziehen. Wer auf diesem Niveau spielt, braucht jedoch nicht die lückenlosen Fingersätze, die als unübersichtliche Zahlenfolge am Anfang einer Notenreihe stehen. Ein Hinweis auf die jeweilige Lage wäre ausreichend. Drei Druckfehler gleich zu Anfang (Seite 9), wenn Dur und Moll vertauscht werden, können einen Autodidakten leicht aus der Bahn werfen.
Auf der beiliegenden CD mit 89 Tracks sind zwei- bis viertaktige Motive eingespielt, die im Heft erklärt und dort mit Noten abgebildet sind. Die Tempi sind eher ruhig gehalten, sodass man problemlos mitspielen kann, zu ein paar folgenden Takte kann man dann selbst improvisieren. Der Sound der Schlagzeugbegleitung ist jedoch ziemlich dürftig. Da verkürzte Akkorde besonders in Umkehrungen schwierig zu hören sind, wäre ein zusätzlicher Kontrabass sinnvoll.
Denkbar ist dieses gelungene Heft auch als Einstieg in den Jazz für klassisch ausgebildete GitarristInnen, die ihre Harmonielehrekenntnisse aus dem Studium auffrischen und sich neue Inhalte für die Musikschularbeit aneignen wollen.
Jörg Jewanski