Hilbert, Jörg / Felix Janosa

Unterm Mikroskop

Sehr leichte Stücke für Klavierforscher/innen mit lustigen Erläuterungen und vielen Aufklebern

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Conbrio, Zürich 2006
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 62

„Es gibt Lebewesen, die bestehen nur aus einer einzigen Zelle, zum Beispiel Amöben, Bakterien oder Pantoffeltierchen. Diese sind so klein, dass sie in der Regel nur mit dem Mikroskop zu sehen sind. Es gibt aber auch Lebewesen, die aus mehreren Zellen bestehen: Hunde etwa und Katzen, Patentanten und Bäume. Aus Hunden und Katzen macht man Haustiere und aus Bäumen Sofas, damit die Patentanten auf etwas Platz nehmen können, wenn sie zum Geburtstags-Kaffeetrinken kommen. So ist das mit den Zellen.“
Dies ist kein Textausschnitt aus einem Biologiebuch für Kinder im Vorschulalter, sondern eine der hinführenden Erläuterungen aus Unterm Mikroskop, dem neuesten Produkt aus der Feder des Erfolgsgespanns Hilbert/Janosa (Ritter Rost!), die bereits ähnliche Klaviergeschichten mit Unter Wasser und Schaukelpferdchen & Gespenster veröffentlichten. Dem zitierten Text folgt nun kein Geburtstagslied oder Patentanten-Boogie, sondern ein achttaktiges Stückchen mit dem Titel Ein Holzsplitter vom alten Sofa Sultan Sülimans. Es ist mit minimalen Mitteln gestaltet: eine schlichte, orientalisch anmutende Melodie im Fünftonraum über einem ostinaten Einzelton der linken Hand. Ein unterlegter Text kann mitgesungen und eine optionale Bass-Begleitung von einer zweiten Person – im Zweifelsfall von der Lehrkraft – mitgespielt werden. (Im Übrigen ist mehreren Stücken eine Drittstimme als klangliche Ergänzung beigegeben.)
Es sind kleine musikalische Ideen, welche die Stücke tragen, sie kommen mit wenig Tonumfang aus (Fünftonräume, auch mehrere innerhalb eines Stücks, einige wenige Untersatzstellen) und basieren meist auf nur einem rhythmischem Grundmuster; es sind in Klang gebrachte Bilder (Goldatome im Abendglanz oder Das goldene Prinzessinnen-Haar), Bewegungsabläufe (Wasserbären-Boogie, Drehwurm, Marsch der Pantoffeltierchen oder Hochzeitstanz des karibischen Wasserflohs) oder Minigeschichten (Die gefährliche Bakterie). Stilistisch greift die Musik weitgehend auf Elemente der populären Musik zurück.
In Aus der Kriminalstatistik eines Schnupfenvirus und Das Mittagsschläfchen der Amöbe dient ein „Passus duriusculus“ als Grundlage, auf die das musikalische Geschehen montiert ist. Witzig gemacht ist Der Schluckauf, eine gute Gelegenheit zur Erprobung von Synkopen: „Er wird hervorgerufen durch winzig kleine Erreger, die drei Beine haben, die ständig über sich selber stolpern (was das typische Hicksen hervorruft).“
Das Heft bietet sehr viel Text an, auch Texte zum Mitsingen; plakativ anmutende Illustrationen und Aufkleber zur Belohnung runden das Motivationspaket ab. Die Stückchen sind im ersten Unterrichtsjahr zu bewältigen.
Maria Zeidler-Kröll