Ohmen, Wilhelm (Hg.)

Inspiration Mozart

Kompositionen aus dem 18.-21. Jahrhundert über Themen von W. A. Mozart für Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2006
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 64

Wer kennt sie nicht, Beethovens Variationen für Klavier und Violoncello über Ein Mädchen oder Weibchen und Bei Männern, welche Liebe fühlen, mit denen er berühmte Arien aus Mozarts Zauberflöte dem Musikfreund kammermusikalisch verfügbar machte und en passant einen unverwechselbaren Beethoven schuf. Adaptionen mozartscher Opernmelodien – hier auf das Klavier reduziert – stehen auch im Mittelpunkt des Bandes Inspiration Mozart, eine Gabe zum 250. Geburtstag. Herausgeber Wilhelm Ohmen hat das Archiv von Schott durchstöbert und dabei Werke (heute) weniger bekannter Komponisten vor allem des 19. Jahrhunderts zu Tage befördert.
Es sind Variationen, Paraphrasen und Fantasien über Themen aus der Zauberflöte (von Frédéric Burgmüller, Ferdinand Beyer und Jean Baptiste Duvernoy), Don Giovanni (von Abbé Josef Gelinek, Duvernoy, Félix Godefroid, Henri Herz und Eugène Ketterer) und Le nozze di Figaro (von Friedrich Kuhlau und Charles Neustedt), allesamt musikantisch sprühende Würdigungen mozartscher Musik und Beispiele einer umfangreichen Mozart-Rezeption im 19. Jahrhundert.
Frédéric Burgmüller z. B. fügt in La flute enchantée – Valse de salon mozartsche Hits gekonnt, in angenehmem Klaviersatz mit überschaubarem technischen Anspruch (Burgmüllers pädagogische Erfahrung ist spürbar!) zu einem wirkungsvollen Bravourstück. Die brillante Don Juan-Fantaisie von Jean Baptiste Duvernoy lässt schon eher lisztsche Virtuosität vorausahnen.
Eigens aufgefordert zu einem Beitrag für Inspiration Mozart wurden die Komponisten Dieter Schnebel (Mozart-Reste über KV 331), Huw Watkins (A Little Gig über KV 574), Enjott Schneider (Mozart in New Orleans. Variationen über „House of the Rising Sun“), Benjamin Schweitzer (A minor Blues über KV 310,) Harald Weiss (Adagio. Ode an Mozart), Christian Jost („Adagietto“ … Amadeus), Émile Naoumoff (Terzettino aus Così fan tutte) und Tatjana Komarova (Abschied über KV 466). Diese Stücke nähern sich Mozart unter sehr unterschiedlichen Aspekten: Die Palette reicht von Variationen über einen Popsong in mozartscher Manier bis hin zu Stücken, die sich aus des Meisters Teilelager (Ornamentik) bedienen. Ein solitäres Fundstück sind die Variationen über ein Thema von Mozart (KV 3) des Schönberg-Schülers Viktor Ullmann (1898-1944). Sie sind Teil (dritter Satz) seiner 3. Klaviersonate op. 26b von 1940.
Inspiration Mozart ist ein umfangreicher Band und eine wahre Fundgrube: Rund 170 Seiten Notentext, ein informativer Anhang mit biografischen Daten über die KomponistInnen und Kurzeinführungen zu ihren Werken bieten eine Fülle von Material, das sowohl für den Klavier spielenden Mozart-Liebhaber als auch für professionelle MusikerInnen oder die Wissenschaft von Interesse sein kann.
Maria Zeidler-Kröll