Kindle, Jürg

Alles im Griff

Die passende Gitarrenbegleitung in 124 Patterns durch Musikstile und Taktarten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hug, Zürich 2006
erschienen in: üben & musizieren 5/2006 , Seite 68

Schnell mal nachschlagen, wenn die zündende Idee zur Begleitung eines Songs auf der Gitarre fehlt: Bislang war dies nicht so einfach möglich. Dank Alles im Griff ist manches unkomplizierter geworden. Autor Jürg Kindle, als Gitarrenpädagoge unter anderem durch seine Gitarrenschule Klick bekannt, legt im praktischen „Gitarrenkoffer-Format“ ein Kompendium (fast) aller denkbaren Begleitstile und Taktarten auf der Gitarre vor. Es finden sich insgesamt 124 Patterns, mit denen man sich mühelos durch alle Stilrichtungen und Takte hindurchspielen kann, egal ob es sich um die Begleitung eines deutschen Volkslieds im 2/4-Takt handelt, einen Reggae oder Flamencos.
Kindle geht zu Beginn seiner Sammlung von den in unseren Breiten gängigen Taktarten (4/4, 3/4, 6/8, auch 12/8) aus und wendet sich anschließend den zusammengesetzten Taktarten (5/8, 7/4, 5/4 etc.) zu. Nach der Beschreibung europäischer Volksmusik (zum Beispiel Flamenco) folgen lateinamerikanische Styles, etwa Samba aus Brasilien und kubanische Mambos und Boleros. Aus Argentinien werden unter anderem Tangobegleitungen, aus Jamaica Reggae-Rhythmen vorgestellt. Die gezupften Rhythmen werden in Notation (durchgehend in C-Dur) und Tabulatur notiert. Geschlagene Rhythmen stehen in der geläufigen Notation (mit eckigen Köpfen, Auf-/Abschlägen etc.).
Im zweiten Teil werden theoretische Grundlagen wie Quintenzirkel, Sept-Akkorde, Kapo-Verschiebungen gebündelt. Kindle gibt hier auch eine Übersicht über die gängigen Akkordgriffe – angeordnet in Kadenzen aller wichtigen b- und Kreuztonarten. Als Finale fasst der Autor in einem „Mini-Lexikon“ Tanzformen und Musikstile von „Afro“ über „Slow fox“ bis zum „Zwiefachen“ zusammen. Natürlich kann Kindles Sammlung nicht erschöpfend sein; jeder Spieler wird – zum Glück! – sicher noch eigene Begleitmuster in sein persönliches Repertoire integrieren wollen. Zwischen dem praktischen und dem theoretischen Teil findet sich Raum, eigene Patterns einzutragen.
Die Gliederung des Hefts ist stimmig, die Notationen der gezupften und geschlagenen Rhythmen sind stets klar, fehlerfrei und gut nachvollziehbar. Lediglich die Kapodaster-Tabelle ist hinsichtlich der Verständlichkeit vielleicht noch optimierbar. Die Druckqualität ist insgesamt recht gut (Ausnahme: der Quintenzirkel). Hier findet sich all das, was ein Begleitgitarrist als praktisches und theoretisches Rüstzeug zur Verfügung haben sollte.
Uwe Sandvoß