Rompaey, Gunter van (Hg.)

Classical Violin Trios

mit optionaler Cellostimme

Rubrik: Noten
Verlag/Label: De Haske, Heerenveen 2005
erschienen in: üben & musizieren 4/2006 , Seite 68

Die Classical Violin Trios bieten laut Klappentext „ideales Spielmaterial für das erste Triospiel“ und können „parallel zu jeder Instrumentalschule eingesetzt werden. So wird das Triospiel in der ersten Lage zu einem wahren Vergnügen!“
Betrachtet man die dreistimmig arrangierten Werke (wahlweise für drei Violinen oder für zwei Violinen und Cello) einmal näher, sind jedoch Zweifel angebracht. Die Papageno-Arie aus Mozarts Zauberflöte erfordert in der zweiten Violine Zweiunddreißigstel-Bewegungen für die bekannte Flötenfigur, das Allegro aus der Sonata a tre No. 6 von Arcangelo Corelli enthält in den beiden oberen Violinen viele Achtelläufe über die Saiten. Von der ersten Lage darf man sich hier nicht täuschen lassen. Wer die Doppelgriffe in Antonín Dvoˇráks Capriccio oder die differenzierte Artikulation in Schuberts Militärmarsch op. 51 D 733 (hier von D-Dur nach F-Dur transponiert) beherrscht, für den stellt auch das Lagenspiel kein Problem mehr dar. An vielen Stellen wäre es außerdem besonders für die Bogenführung viel leichter, wenn man die erste Lage verließe und nicht alle Figuren über die leeren Saiten spielte.
Auch vom Klanglichen her sind die Stücke anspruchsvoll. An dritter Stelle im Notenband ist das bekannte Air aus Bachs Orchestersuite Nr. 3 zu finden. Hier muss der Schüler in der Lage sein, auch im langsamen Tempo auf den Haltenoten musikalische Spannung aufzubauen, den Bogen richtig einzuteilen und den Druck der rechten Hand zu regulieren. In der beigelegten optionalen Cellostimme ist der originale Bassgang notiert, sodass man mit diesem Streichtrio, wenn man die Schwierigkeiten beherrscht, ein richtiges Konzertstück zur Hand hat, an dem man auch gründlich an der musikalischen Interpretation feilen kann.
Pieter van Malderes Grazioso aus der Triosonate Nr. 3 op. 1 und der langsame Satz aus Haydns Kaiserquartett gehören eher zu den leichter spielbaren Stücken, Jacques Féréol Mazas’ Danse Nègre ist mit seinen spiccato-Läufen und Doppelgriffen jedoch etwas für kleine Virtuosen. Für das erste Ensemblespiel sind die Classical Violin Trios technisch wie musikalisch viel zu anspruchsvoll. Für erfahrenere und technisch fortgeschrittene GeigenschülerInnen dagegen können die bekannten und weniger bekannten Stücke zu einem wahren Vergnügen werden – so wie es auf dem Klappentext versprochen wird.
Georg Rudiger